In der politischen Landschaft Deutschlands zeigt sich ein besorgniserregender Trend: Die Wählerinnen und Wähler entscheiden immer häufiger emotional statt rational. So dokumentierte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, dass viele AfD-Wähler aus strukturschwachen Gegenden ihre eigenen Interessen ignorieren, indem sie einer Partei zustimmen, dessen neoliberale und antieuropäische Politik ihnen langfristig schadet. Diese Partei nutzt mächtige Emotionen, die in der Gesellschaft fest verankert sind, um ihre Anhängerschaft zu mobilisieren, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Erfahrungen von Enttäuschung, Neid und Angst scheinen immer mehr zu einer Art politischer Rache zu führen. Die Soziologin Eva Illouz beschreibt in ihrem Buch „Explosive Moderne“, dass dieser Zorn in der gegenwärtigen Gesellschaft signifikant gewachsen ist und als legitimer Ausdruck einer demokratischen Kultur hingenommen wird.
Politische Emotionen und deren Auswirkungen
Illouz weist darauf hin, dass das Gefühl des Ausgeschlossenseins und der sozialen Ungleichheit das Bedürfnis nach autoritären Lösungen verstärkt. Strukturen, beispielsweise im mittleren Management, werden ausgedünnt, was zu einem Verlust an Anerkennung und einem Gefühl der Ohnmacht führt. Diese Emotionen finden ihren Ausdruck in einem verstärkten Aufstieg populistischer Parteien, die die verzweifelten Anliegen der Bürger aufgreifen. Die Menschen wollen nicht nur gehört werden, sie fordern auch eine vollständige Teilhabe an den politischen Geschehnissen, wie sie in der taz betont wird. Dies führt zu einem gefährlichen emotionalen Cocktail, der das politische Klima weiter vergiftet.
Gegennarrative zu diesen aufgeladenen Emotionen sind für die Zukunft unerlässlich. Politiker, die Authentizität und Respekt vor den Sorgen der Bevölkerung verkörpern, könnten ein Gefühl von Hoffnung und Zuversicht zurückbringen. Laut Hans-Hermann Langguth wünschen sich die Deutschen einfach eine ordentliche Regierung, was bedeutet, dass die Politik klare Versprechen machen und diese einhalten musste. In diesem Spannungsfeld zwischen Emotionen und politischen Entscheidungen wird deutlich, dass ein Umdenken in der politischen Kommunikation notwendig ist, um den Wählerinnen und Wählern ein Gefühl von Zugehörigkeit und Relevanz zurückzugeben.