Die Stadt Esslingen hat große Pläne zur Erreichung der Klimaneutralität. Bis 2040 will die Stadt vollständig CO2-neutral sein, und eine neue Energieleitlinie, die Anfang Januar 2025 in Kraft trat, bildet den Grundstein für dieses ambitionierte Vorhaben. Laut Stuttgarter Nachrichten legt diese Richtlinie verbindliche Vorgaben für den Bau und Betrieb städtischer Gebäude fest. Ziel ist es, den Energieverbrauch drastisch zu senken und den Bedarf langfristig durch erneuerbare Energien zu decken.
Die Energieleitlinie fördert die klimagerechte Weiterentwicklung von Bauweisen und -produkten. Insbesondere soll bei Neubauten, Sanierungen und Instandhaltungsmaßnahmen auf Energieeffizienz und Zukunftssicherheit geachtet werden. Der Energieverbrauch soll um bis zu 30 Prozent über den gesetzlichen Mindestanforderungen des Gebäude-Energie-Gesetzes gesenkt werden, sofern dies wirtschaftlich realisierbar ist.
Neubauten und Sanierungen im Fokus
Eines der Kernziele der Energieleitlinie ist die Prüfung von Neubauten auf die Möglichkeit, sie als Passivhäuser zu errichten. Hohe Priorität wird auf die Dämmung und Luftdichtigkeit der thermischen Gebäudehülle gelegt, um Transmissionswärmeverluste zu vermeiden. Die Stadt erwartet zudem, dass die Kosten für Wärme-, Strom- und Wasserversorgung kommunaler Liegenschaften um 10 bis 30 Prozent gesenkt werden können. Die konkreten Einsparungen aus der Umsetzung der Maßnahmen sind allerdings derzeit noch nicht absehbar.
Die Energieleitlinie ist für alle städtischen Beschäftigten, Nutzer sowie externe Architekten und Ingenieure verbindlich. Der Ausschuss für Bauen, Mobilität und Klimaschutz hat die neue Leitlinie bereits positiv bewertet. Stadträte betonen die Vorbildfunktion der Stadt und die Bedeutung des neuen Regelwerks für die gesamte Kommune.
Investitionen in eine nachhaltige Zukunft
Um solche klimapolitischen Ziele zu erreichen, sind massive Investitionen nötig. Eine Studie von Energiezukunft beschreibt die Notwendigkeit, bis 2045 jährlich 11% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Investitionen in Klimaschutz und Energieeffizienz bereit zu stellen. Der Großteil der erforderlichen Investitionen soll dabei aus privaten Mitteln mobilisiert werden, während ein Viertel der finanziellen Mittel von der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellt werden soll.
Die Studie zeigt auch, dass etwa 90% der Investitionen in Erneuerbare Energien und Stromnetze über Markterlöse und Netzentgelte finanziert werden können. Dabei wird ein Anstieg der Erneuerbaren Energien von 219 Terawattstunden im Jahr 2023 auf 1.087 Terawattstunden bis 2045 angestrebt. Dies bedeutet eine signifikante Reduzierung der Abhängigkeit von Energieimporten um 85% bis zu den 391 Terawattstunden im Jahr 2045.
EU-Vorgaben und Herausforderungen
Die Herausforderungen zur Erreichung dieser Ziele sind jedoch nicht zu unterschätzen. Die EU hat überarbeitete Richtlinien zur Energieeffizienz von Gebäuden angenommen, mit dem Ziel, den Gebäudesektor bis 2050 klimaneutral zu machen. Hierbei wird nicht nur auf die Energieneutralität geachtet, sondern auch auf die sogenannten grauen Emissionen, die bei der Herstellung von Baumaterialien entstehen. Wie Buro Happold berichtet, sind in Deutschland die Energieversorgungsnetze noch nicht vollständig dekarbonisiert, was eine zentrale Herausforderung für die Umsetzung der neuen Richtlinien darstellt.
Die Stadt Esslingen geht mit ihrer Energieleitlinie jedoch einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung, der als Beispiel für andere Städte dienen könnte. Die Entscheidungsträger müssen nun die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, um die ambitionierten Klimaziele tatsächlich zu erreichen und eine nachhaltige, klimafreundliche Zukunft zu sichern.
