Am Wochenende startet in der Allianz Arena ein umfassendes Pilotprojekt, das die Kommunikation rund um die VAR-Entscheidungen (Video-Assistent-Referee) revolutionieren soll. Das Testspiel zwischen Bayern München und Holstein Kiel wird der Auftakt für diese Initiative sein, die darauf abzielt, die Zuschauer im Stadion direkt über Entscheidungen des VAR zu informieren. Dies umfasst sowohl Durchsagen der Schiedsrichter als auch die Präsentation von Videos, die zur jeweiligen Entscheidung führten. Die neuen Maßnahmen sollen für mehr Transparenz im Fußball sorgen und den Fans ein besseres Verständnis für die Schiedsrichterentscheidungen bieten, wie muenchen.t-online.de berichtet.
Neun ausgewählte Stadien, darunter auch Borussia Dortmund, SC Freiburg, RB Leipzig und SpVgg Greuther Fürth, nehmen an dieser Testphase teil. Ziel ist es, die bestehenden Kommunikationswege zu verbessern und die Entscheidungsfindung der Schiedsrichter für die Zuschauer nachvollziehbarer zu machen. Marco Fritz, der neue Leiter der Abteilung Evaluation und Regelauslegung der DFB Schiri GmbH, ist optimistisch und sieht die Notwendigkeit, die Schiedsrichteransagen direkt zu den Fans zu bringen, um Missverständnisse zu minimieren und das Spielgeschehen transparenter zu gestalten. Fritz, der von 2012 bis 2022 auf der FIFA-Liste der besten Schiedsrichter war, wird auch am Sonntag in einer Talkrunde bei SWR Sport über das Projekt sprechen.
Einschätzungen und Herausforderungen
Bundesliga-Schiedsrichter Frank Willenborg äußert jedoch gemischte Gefühle zu dem Vorhaben. Für ihn ist das Vortragen von Entscheidungen vor bis zu 80.000 Zuschauern Neuland und birgt erhöhte Drucksituationen. Er ist gespannt auf die Reaktionen des Publikums und macht sich Sorgen über mögliche Versprecher, die in der Emotion des Spiels schnell passieren können. Zudem könnte der Prozess der Entscheidungserklärung durch die Lautsprecher länger dauern als gewohnt, was die Spielabläufe beeinflussen könnte, wie ebenfalls sportschau.de feststellt.
Trainer Julian Schuster vom SC Freiburg zeigt sich hingegen verständnisvoll und unterstützend gegenüber dem Projekt. Er erwartet eine positive Entwicklung hin zu einer besseren Einsicht für die Zuschauer und hofft, dass die neuen Erklärungen zu einem verstärkten Verständnis für die Schiedsrichterentscheidungen führen werden. Bislang wurden VAR-Entscheidungen lediglich schriftlich auf großen Videoleinwänden erklärt, künftig sollen die Schiedsrichter jedoch direkt mit dem Publikum kommunizieren.
Der Test und die Zukunft des VAR
Das Pilotprojekt, das mit der Zweitliga-Partie zwischen Fortuna Düsseldorf und SSV Ulm 1846 startet, bietet nicht nur eine neue Kommunikationsplattform, sondern dient auch als Testlauf für mögliche Anpassungen im Kommunikationssystem. In anderen Sportarten, wie der NFL und der DEL, sind Schiedsrichteransagen bereits Standard und könnten als Vorbild für die Fußball-Bundesliga dienen. Marco Fritz stellt klar, dass in den kommenden Wochen und Monaten beobachtet wird, was funktioniert und was möglicherweise noch verbessert werden muss, um das Fußballerlebnis für die Zuschauer weiter zu optimieren.
Es bleibt abzuwarten, ob dieses innovative Projekt tatsächlich den gewünschten Erfolg bringt und ob sich die Fans im Stadion an die neue Art der Informationsvermittlung gewöhnen können. Die ersten Spiele werden entscheidend dafür sein, wie die nächsten Schritte in der Kommunikation im Fußball gestaltet werden.