Ein Münchner Student muss wegen sexueller Belästigung einer Kellnerin auf dem Oktoberfest eine Strafe von 500 Euro zahlen. Der Vorfall ereignete sich im September 2023 im Paulaner Festzelt, wo der Student der Kellnerin einen Geldschein in den Ausschnitt ihrer Tracht steckte, angeblich um seine Rechnung zu begleichen. Die Kellnerin reagierte mit einer Anzeige, auf diehin das Amtsgericht München das Verfahren gegen Zahlung einer Geldauflage einstellte. Diese 500 Euro sollen als Spende an die Münchner Tafel gehen, wie T-Online berichtet.
Die Debatte um sexuelle Belästigung auf dem Oktoberfest ist nicht neu. Laut einer Bachelorarbeit von Maren Schulze-Velmede an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München, in der 76 Prozent der befragten Wiesn-Kellnerinnen von eigenen Erfahrungen mit sexueller Belästigung berichten, ist die Problematik weit verbreitet. Diese Abschlussarbeit wurde mit dem Volker-Letzner-Wissenschaftspreis 2024 ausgezeichnet und beleuchtet die erschreckende Realität für viele Mitarbeiterinnen. Nur ein geringer Teil der Betroffenen meldet Vorfälle bei ihren Vorgesetzten, während viele Kellnerinnen versuchen, alleine mit den Übergriffen klarzukommen.
Alarmierende Statistiken
Die Ergebnisse der Bachelorarbeit zeigen, dass drei von vier Kellnerinnen am Oktoberfest Opfer von sexuellen Übergriffen wurden. Das Schottenhamel-Festzelt hat auf diese alarmierenden Zahlen reagiert und neue Schutzmaßnahmen eingeführt. Dazu gehört die Einrichtung einer sogenannten „SafeNow-Zone“ für akute Notfälle sowie eine App, die Gästen und Mitarbeitenden die Echtzeit-Notrufübermittlung an das Security-Personal ermöglicht. Zudem wurden Handouts mit wichtigen Anlaufstellen und Beratungsangeboten verteilt, um die Sensibilisierung für das Thema „Nein heißt Nein!“ zu fördern.
Obwohl die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt werden, bleibt die Dunkelziffer hoch. In der ersten Halbzeit des Oktoberfestes 2023 wurden mehr als 300 Straftaten registriert. Insbesondere in Bezug auf sexuelle Übergriffe erfasste die Polizei 73 Sexualdelikte, unter denen sich auch Fälle von „Upskirting“ und Vergewaltigungen befanden. Dies verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf und die Notwendigkeit weiterer Präventionsmaßnahmen.
Gesellschaftlicher Druck und individuelle Verantwortung
Christian Schottenhamel, Betreiber des Schottenhamel-Festzelts, betont, dass unangenehme Situationen nicht hingenommen werden müssen. Dennoch ist das Bewusstsein für die alltäglichen Probleme, mit denen Kellnerinnen konfrontiert sind, oft gering. Frauen berichten von Übergriffen wie dem unerwünschten Streicheln über den Po oder dem Versuch, unter Kleider zu fotografieren. Trotz der Risiken zeigen viele Kellnerinnen wenig Bereitschaft, Vorfälle zu melden, was die Schwere der Situation noch verstärkt.
Die schockierenden Statistiken und Berichte über sexuelle Belästigung auf dem Oktoberfest entreißen diesem Thema den Schleier des Tabus. Es ist entscheidend, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, um so das gesellschaftliche Bewusstsein zu schärfen und nachhaltige Veränderungen herbeizuführen. Die richtige Balance zwischen Spaß und Sicherheit muss auf der Wiesn gewährleistet werden, um den Mitarbeitenden ein sicheres Arbeitsumfeld zu bieten, so T-Online.
Wie eine umfassende Studie zeigt, bleibt das Problem der sexuellen Belästigung auf dem Oktoberfest ein drängendes Thema, das nicht ignoriert werden kann. Frauen sind aufgefordert, sich gegen solche Übergriffe zu wehren, während die Gesellschaft die Verantwortung trägt, ein Umfeld zu schaffen, in dem Frauen sicher arbeiten können.