Im Seniorenheim Dresden-Gorbitz gibt es eine außergewöhnliche Entscheidung, die das Leben über den Tod hinaus bewirken soll. Die 103-jährige Edeltraud Schäfer hat sich dazu entschlossen, ihren Körper der Wissenschaft zu spenden. Mit Stolz zeigt sie ihren „Körperspender-Ausweis“, der ihr nach ihrem Tod den Weg ins Institut für Anatomie der TU Dresden öffnet. Dort wird ihr Leichnam nach der Einäscherung circa ein halbes Jahr konserviert, bevor er für anatomische Lehrzwecke an Medizinstudenten zur Verfügung steht. Ute Nimtschke vom Institut erklärt, dass rund 40 Körper pro Jahr benötigt werden, um die medizinische Ausbildung zu garantieren. „Ohne das Studium an menschlichen Körpern können Ärzte nicht ausreichend auf die Herausforderungen in ihrem Beruf vorbereitet werden“, betont sie. Söderlich an die Ausbildung der Medizinstudenten denkt auch Edeltraud, die mit der Überzeugung lebt, ihre Spende könne Leben retten, und fügt hinzu: „Von mir können die bestimmt noch mal was gebrauchen.“
Die Voraussetzungen für die Körperspende sind klar umrissen; nur gesunde Personen ohne übermäßiges Gewicht oder schwere Infektionskrankheiten können ein solches Vermächtnis ablegen. Zudem spielen die Ursachen des Todes eine entscheidende Rolle: Bei Selbstmord oder schweren Unfällen ist eine Spende ausgeschlossen. Edeltrauds Tochter, Rosemarie, zeigt sich erleichtert, dass ihre Mutter einen Beitrag zur medizinischen Ausbildung leisten kann, ohne dass dabei zusätzliche Kosten für die Familie entstehen. „Tot ist tot“, sagt Edeltraud pragmatisch und stellt damit unter Beweis, wie gelassen sie dieser Entscheidung gegenübersteht.