Im Maxim-Gorki-Theater in Berlin hatte die Uraufführung von Necati Öziris Roman „Vatermal“ einen bewegenden Start, als Arda, gespielt von Doğa Gürer, mitten im Theaterzusammenbruch in eine musikalische Erinnerungswelt eintauchte. Diese Mischung aus Theater und Musik entblätterte sich auf einer knallroten Bühne, während der Protagonist mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Im Stück trifft Arda auf seine Mutter und Schwester und reflektiert über die Schatten seiner Kindheit in einem dysfunktionalen Haushalt, geprägt von der Alkoholsucht seiner Mutter. Seinen Vater, ein politisch Verfolgter, hat Arda niemals gekannt, was die emotionale Schwere seines Lebens noch verstärkt. Wie rbb24 berichtete, wird die Musik der 1960er Jahre als kraftvolles Element eingesetzt, doch die Verbindung zur migrantischen Realität bleibt im Vergleich zur aufdringlichen, emotionalen Inszenierung fragwürdig.
Kulturelle Brücke zwischen Literatur und Theater
Gleichzeitig feierte das Stück „Unterleuten“, basierend auf Juli Zehs gleichnamigem Roman, seine Premiere in Bonn. Diese Inszenierung regt die Debatte an, ob theaterexterne literarische Stoffe auf der Bühne einen Mehrwert bieten. Jan Neumann und Johanna Vater haben den Roman für die Bühne bearbeitet und beleuchten zeitgenössische Themen durch eine klassische Theaterform, was von rhein-zeitung aufgegriffen wurde. Seit zwei Jahrzehnten ist die Adaptation literarischer Werke eine gängige Praxis, die sowohl kritisch als auch begeistert beobachtet wird.
In beiden Produktionen wird eine kraftvolle menschliche Erfahrung thematisiert—die Herausforderungen des Lebens, die untrennbar mit der Identität, Familie und den fallenden Träumen verbunden sind. Während „Vatermal“ emotionale Erzählungen durch Musik und nostalgische Rückblenden vermittelt, versucht „Unterleuten“, durch dramatische Bögen und komplexe Charaktere die Realität der Gegenwart zu reflektieren. So verbindet das Theater nicht nur Vergangenheit und Gegenwart, sondern also auch Literatur und Performance auf einzigartigen Weisen.