Die deutsche Industrie sieht sich dringenden Herausforderungen gegenüber: Immer mehr Unternehmen klagen über gravierende Probleme aufgrund instabiler Stromversorgung. Laut einem Bericht der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) haben fast ein Viertel der Industrieunternehmen bereits Stromunterbrechungen von weniger als drei Minuten erlebt, die zu erheblichen finanziellen Einbußen führen. Die DIHK ermittelte, dass rund ein Drittel der befragten Unternehmen zusätzliche Kosten von bis zu 10.000 Euro geltend macht und bei einigen Betrieben die Ausgaben sogar über 100.000 Euro liegen. Diese Probleme könnten die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland ernsthaft gefährden.
Langfristige Auswirkungen und Abwanderungstendenzen
Die Situation hat dazu geführt, dass vier von zehn Industriebetrieben über mögliche Produktionseinschränkungen oder eine Verlagerung ins Ausland nachdenken. Besonders betroffen sind Betriebe mit über 500 Mitarbeitern, bei denen mittlerweile mehr als die Hälfte über Abwanderungspläne nachdenkt, so der Bericht der DIHK. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Achim Dercks warnt, dass das Vertrauen in die Energiepolitik stark beschädigt sei und die aktuelle Lage einer Deindustrialisierung des Landes Vorschub leisten könnte. Die Ergebnisse der DIHK-Umfrage zeigen einen Negativwert von minus 20 auf der Skala des Energiewende-Barometers, was auf eine steigende Unzufriedenheit hinweist.
Die Industrie fordert dringend Maßnahmen von der Bundesregierung. RWE-Chef Markus Krebber und der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie, Wolfgang Große Entrup, betonen die Notwendigkeit von Kapazitätsmärkten und Backup-Kraftwerken, um die Energieversorgung verlässlicher zu gestalten. Das Problem, dass Unternehmen „keine Schönwetter-Produktion leisten“ können, verdeutlicht die Risiken, denen vor allem die energieintensive Industrie ausgesetzt ist. Die hohen Energiekosten bremsen zudem Investitionen in Schlüsseltechnologien und Innovationen, was die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen weiter gefährdet. Während die Politik noch nach Lösungen sucht, bleibt die Zeit für ein Umdenken in der Energiepolitik drängend.