Die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten erreichen einen neuen Höhepunkt: Israel hat seit dem dramatischen Abzug des ehemaligen syrischen Präsidenten Basher al-Assad nach Moskau am Sonntag eine beispiellose Welle von Luftangriffen auf Syrien gestartet. Laut Al Jazeera führte Israel allein in den letzten Tagen über 480 Angriffe durch, um, wie es selbst behauptet, seine Verteidigung zu sichern. Diese offensive Strategie ist nicht neu, denn Israel bombardiert Syrien bereits seit 2013 kontinuierlich, wobei der Fokus meist auf Zielen lag, die mit der libanesischen Hisbollah und dem Iran in Verbindung stehen.
In einer besorgniserregenden Entwicklung kam es gestern (Dienstag) zu Explosionen in der Nähe des Flughafens Qamishli, als ein Luftangriff Lastwagen mit Raketen und Munition zerstörte. Nach Zeugenberichten handelte es sich um Überbleibsel der ehemaligen syrischen Armee, die von kurdischen Streitkräften in Besitz genommen worden waren. Während Anwohner zunächst vermuteten, dass Israel hinter den Angriffen steckte, erklärten türkische Sicherheitskräfte, dass es sich um einen türkischen Angriff handelte, der auf die Munition der verflossenen Armee abzielte, wie AP News berichtete. Anwohner berichten von einer Explosion, die über 20 Minuten andauerte und viele Häuser in der Umgebung beschädigte.
Strategische Offensive
Die Offensive von Israel auf syrisches Territorium wirft Fragen auf: Analysten beschreiben die Angriffe als offensichtliche Sicherheitsstrategie, die imperialistische Züge annehmen könnte, während Israel gleichzeitig die Pufferzone, die in einem Abkommen von 1974 festgelegt wurde, als “kollabiert” erklärt hat. Regierungsvertreter sprechen von einer “sterilen Verteidigungszone”. Im Kontext dieser Drohungen hat Israel auch 15 Schiffe in den Mittelmeerhäfen von Bayda und Latakia angegriffen, als Reaktion auf die schnelle Vorstoß der syrischen Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS), die vom Premierminister Benjamin Netanyahu erwähnt wurde.
Obwohl verschiedene Staaten, darunter Ägypten und der unmündige Arabische Liga, die israelischen Angriffe auf das neu befreite Syrien verurteilen, scheint Israel wenig Rücksicht auf internationale Proteste zu nehmen. Der politische Analyst Ori Goldberg betont, dass dies eine neue Sicherheitsdoktrin ist: “Wir tun, was wir wollen, wann wir es wollen.” Diese Haltung hat in den vergangenen 14 Monaten zu einer enormen Zahl von mindestens 48.833 Menschenleben geführt, die in der brutalen Auseinandersetzung gekostet wurden. Netanyahus ambivalente Äußerungen über eine mögliche Umgestaltung des Nahen Ostens haben nicht nur in Israel, sondern auch in internationalen Kreisen Besorgnis ausgelöst.