Die aktuellen Entwicklungen in der deutschen Maschinenbauindustrie zeichnen ein düsteres Bild. Eine Umfrage des VDMA unter 1.021 Mitgliedsunternehmen zeigt, dass 34% die eigene Auftragssituation als „großes“ oder „sehr großes“ Risiko einschätzen. Angesichts der anhaltenden Konjunkturflaute planen 25% der befragten Unternehmen in den kommenden sechs Monaten Personal abzubauen. Diese Sorgen spiegeln sich auch in der allgemeinen Unternehmensbewertung wider, wo 35% der Maschinen- und Anlagenbauer ihre Situation als „schlecht“ oder „sehr schlecht“ angeben. Nur 22% der Unternehmen bewerten ihre Lage als „gut“ oder „sehr gut“ und das ist alarmierend, zumal der VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers den Druck auf den Standort Deutschland sowie die Notwendigkeit von Reformen betont.
Die Branche, die rund 1 Million Beschäftigte umfasst, steht vor einem Rückgang der Jahresproduktion um zwei Prozent im Jahr 2025, was bereits den dritten Rückgang in Folge darstellt. Schon 2024 verzeichnete die Industrie einen Produktionsminus von 8%. Die anhaltende Schwäche der Nachfrage in bedeutenden Märkten wie China und den USA könnte die Lage weiter verschärfen, insbesondere im Kontext von Handelskonflikten. Angesichts dieser Herausforderungen plant der Sensorspezialist Balluff den Abbau von etwa 400 Stellen, davon 275 am Stammsitz in Neuhausen. Ebenfalls hat Adidas den Abbau von bis zu 500 Stellen am Standort Herzogenaurach angekündigt.
Maßnahmen zur Stabilisierung der Branche
Um der negativen Entwicklung entgegenzuwirken, fordert der VDMA entscheidende Reformen. Die Vorschläge umfassen einen Unternehmenssteuersatz von maximal 25%, den Abbau von Bürokratie und Regulierung sowie eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. Insbesondere der Abbau übermäßiger bürokratischer Hürden und die Reduzierung der Steuerlast von derzeit 30% sind zentrale Anliegen, um den industriellen Mittelstand zu entlasten. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2024 sank die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau um 6,8%. Eine Kapazitätsauslastung von nur 79,1% im Oktober 2024 zeigt deutlich, wie ernst die Lage ist.
Nicht unerwähnt bleiben sollten auch die politischen Rahmenbedingungen. Die Unzufriedenheit mit der politischen Führungsstruktur in Deutschland und Europa nimmt zu, während 61% der Maschinenbauunternehmen mit einem Stellenabbau binnen der nächsten 12 Monate rechnen. Nur 20% erwarten, neue Stellen zu schaffen. Interessanterweise gibt es im Nachwuchsbereich jedoch mehr Betriebe, die Stellen aufbauen wollen, als solche, die abbauen, was einen gewissen Lichtblick in der bedrückenden Lage darstellt.
In Anbetracht dieser komplexen Situation ist es unerlässlich, dass die Branche gemeinsam mit der Politik an einer stabilen und verlässlichen Wirtschaftspolitik arbeitet. Dabei ist die Forderung nach klaren Richtlinien und einer besseren Unterstützung für Unternehmen zentral, um die Herausforderungen in der Zukunft bewältigen zu können. Politische Unsicherheiten, wie die durch Kriege und handelspolitische Konflikte verursachten, erzeugen zusätzliche Risiken für den Standort Deutschland und die europäische Industrie insgesamt.
Die deutsche Maschinenbauindustrie steht somit an einem Wendepunkt. Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, ob es gelingt, die gewachsenen Risiken und Herausforderungen zu meistern und die Branche auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zu bringen. Der VDMA mahnt zu tiefgreifenden Veränderungen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts langfristig zu sichern. suedwest24.de und ingenieur.de schildern die Entwicklungen nahezu zeitgleich und verdeutlichen die vorhandenen Probleme in großer Breite.