Die Unternehmensgruppe Menrad hat am 31. März 2025 Insolvenz angemeldet, was für das 1896 in Schwäbisch Gmünd gegründete Unternehmen eine bedeutende Wende darstellt. Als einer der führenden Brillenhersteller in Europa sieht sich Menrad mit ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Insolvenz wurde durch Liquiditätsprobleme sowie eine rückläufige Auftrags- und Umsatzentwicklung verursacht. Am Stammsitz sind rund 115 Mitarbeiter betroffen, während das Unternehmen insgesamt 250 Mitarbeiter weltweit beschäftigt. Die Gehälter der Mitarbeiter für die Monate März, April und Mai sind über Insolvenzgeld gesichert, und der vorläufige Insolvenzverwalter, Florian Zistler von der Anwaltskanzlei PLUTA, plant die schnelle Auszahlung dieser Gehälter.
Das Ziel der Unternehmensführung und des Insolvenzverwalters ist es, Menrad zu erhalten und zukunftssicher aufzustellen. In den kommenden Tagen sollen erste Gespräche mit der Geschäftsleitung und potenziellen Investoren stattfinden, um mögliche Perspektiven für das Unternehmen auszuloten. Menrad ist bekannt für die Entwicklung, Fertigung und den Vertrieb von Korrektionsfassungen und Sonnenbrillen und betreibt eigene Vertriebsgesellschaften in mehreren Ländern, die jedoch nicht von der Insolvenz betroffen sind.
Anstieg von Insolvenzen in Baden-Württemberg
Menrads Insolvenz steht nicht isoliert da. In Baden-Württemberg sind Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 stark gestiegen. Laut dem Statistischen Landesamt in Fellbach gab es von Januar bis Juni 2024 insgesamt 1.245 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Dies entspricht einem Anstieg von fast 38 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023, was über 11.300 Mitarbeitende betrifft. Die voraussichtlichen Forderungen an Gläubiger belaufen sich auf rund 1,8 Milliarden Euro. Der Anstieg der Insolvenzen wird auf eine schwächelnde Konjunktur, hohe Energiepreise und gestiegene Zinsen zurückgeführt.
Diese Trends könnten Menrad zusätzlich belasten, da im gleichen Zeitraum bereits eine signifikante Zahl von Privatinsolvenzen verzeichnet wurde. Über 5.400 Personen konnten im ersten Halbjahr 2024 ihre Zahlungsunfähigkeit melden, was einem Anstieg von 15,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der wirtschaftliche Druck wird durch das Auslaufen von Sonderregeln zur Vermeidung von Insolvenzen während der Pandemie verstärkt.
Insolvenz als rechtlicher Prozess
In Deutschland bedeutet Insolvenz, dass ein Schuldner seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann. Der Hauptzweck des Insolvenzverfahrens ist es, einen gerechten Ausgleich zwischen überschuldeten Schuldnern und Gläubigern zu erreichen. Die Insolvenzordnung regelt die entsprechenden Prozesse durch Gerichte, wobei im Jahr 2023 in Deutschland etwa 110.200 Insolvenzen gemeldet wurden, darunter 17.814 Unternehmensinsolvenzen. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von wirtschaftlicher Unsicherheit bis hin zu plötzlichen Marktentwicklungen.
Im Vergleich zu den Vorjahren bleibt die Unsicherheit für Unternehmen in Deutschland und insbesondere in Baden-Württemberg hoch. Die Insolvenz von Menrad könnte als weiteres Beispiel für die Herausforderungen betrachtet werden, mit denen viele Firmen konfrontiert sind.