In der Region zwischen Ostalb und Bodensee haben sich inzwischen 627 Handwerksbetriebe und Schulen in Bildungspartnerschaften zusammengeschlossen. Diese Initiative zielt darauf ab, Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, verschiedene Handwerksberufe kennenzulernen und praktische Erfahrungen zu sammeln. Angesichts von über 60 neuen Kooperationen, die in den letzten fünf Jahren entstanden sind, spielt das Handwerk eine entscheidende Rolle in der Berufsorientierung junger Menschen.
Besonders die Kooperationen zwischen Gymnasien, Real-, Werkreal- und Gemeinschaftsschulen sowie Betrieben des Bau- und Ausbauhandwerks zeigen großes Interesse. Im Fokus stehen dabei Berufe wie der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Kfz-Mechatroniker und Elektroniker. Katja Maier, Präsidentin der Handwerkskammer Ulm, hebt die Bedeutung der praktischen Erfahrungen hervor, die in diesen Partnerschaften für die Schüler geboten werden.
Vorteile für Schüler und Betriebe
Bildungspartnerschaften bieten zahlreiche Vorteile sowohl für Schüler als auch für die teilnehmenden Betriebe. Schüler und Lehrer haben die Möglichkeit, direkt mit Handwerksbetrieben in Kontakt zu treten und durch Praktika sowie Projektarbeiten einen praxisnahen Einblick in verschiedene Berufe zu gewinnen. Darüber hinaus ermöglicht es den Handwerksbetrieben, potenzielle Auszubildende frühzeitig kennenzulernen und diese gezielt zu fördern.
Maier beschreibt Bildungspartnerschaften als eine strategische Chance für Betriebe, um auf sich aufmerksam zu machen und den Fachkräftenachwuchs langfristig zu sichern. Die Bildungspartnerschaften in der Region, die unter anderem von der Handwerkskammer Ulm koordiniert werden, sind an unterschiedlichsten Schulen und Ausbildungsstätten der Region etabliert. So sind im Bodenseekreis 29, im Landkreis Ravensburg 156, im Landkreis Biberach 99, im Alb-Donau-Kreis 99, in der Stadt Ulm 26, im Ostalbkreis 167 und im Landkreis Heidenheim 51 Partnerschaften aktiv.
Vielfältige Formen der Kooperation
Die Gestaltung der Bildungspartnerschaften kann dabei sehr vielfältig ausfallen. Handwerksbetriebe bieten Informationsveranstaltungen an, besuchen Elternabende, ermöglichen Betriebsrundgänge und organisieren Mitmach-Projekte. Auch Bewerbertrainings sowie Unterrichtsbesuche von Azubis zählen zu den Angeboten, die die Jungen und Mädchen auf eine Karriere im Handwerk vorbereiten.
Die etablierte Zusammenarbeit wirkt sich positiv auf das Nachwuchsproblem in vielen Handwerksberufen aus. Die frühzeitige und zielgerichtete Ansprache von Schülern ermöglicht es den Betrieben, qualifizierte und motivierte junge Leute für ihre Ausbildungsplätze zu gewinnen. Dies fördert nicht nur die Fachkräfteentwicklung, sondern auch die Relevanz praktischer Erfahrungen im schulischen Kontext, wie die Hwk Stuttgart berichtet.
Ein weiterer Aspekt ist der Wettbewerb „Bildungspartnerschaften digital“, der 2020 ins Leben gerufen wurde. Ausgerichtet von verschiedenen Ministerien in Baden-Württemberg, zielt dieser Wettbewerb darauf ab, die Digitalisierung zur Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Unternehmen zu nutzen. Preisgelder von bis zu 7.500 Euro werden als Anreiz zur Umsetzung kreativer Projektideen vergeben. Laut Hwk Mannheim wird durch diese Wettbewerbe die berufliche Orientierung in der Jugend nachhaltig gefördert.
Das übergreifende Ziel dieser Initiativen bleibt klar: Jugendlichen soll eine praxisnahe Orientierung geboten werden, um sie für eine Karriere im Handwerk zu begeistern und sie in ihrer beruflichen Entwicklung zu unterstützen.