Am 13.03.2025, fünf Jahre nachdem das Coronavirus im Frühjahr 2020 in der Region Ehingen ausbrach, sind die Auswirkungen dieser Pandemie weiterhin spürbar. Besonders betroffen waren Kindergärten, die unter Schließungen und strengen Vorschriften litten. Diese Maßnahmen führten zu massiven Veränderungen im Alltag von Familien und hinterließen langfristige Spuren.
Die Schließungen von Kindergärten und Schulen führten zu einem abrupten Bruch im Familienbetreuungsnetz, was viele Familien, insbesondere Alleinerziehende und solche mit mehreren Kindern, an ihre Grenzen brachte. Laut einem Interview mit Univ.-Ass. Mag. Dr. Martina Beham-Rabanser und FH-Prof. Mag. Dr. Renate Kränzl-Nagl verbrachten Eltern im Schnitt 12 Stunden täglich mit Erwerbsarbeit, Kinderbetreuung oder Hausarbeit.
Herausforderungen für Familien
Die Umstellung auf Home-Learning erwies sich als große Herausforderung. Eltern investierten durchschnittlich zwei Stunden täglich in die Lernbegleitung ihrer Kinder, wobei etwa die Hälfte der Eltern das Gefühl hatte, dass ihre Kinder viel Unterstützung benötigen. Besorgniserregend war, dass 10-20 % der Familien keine geeigneten Arbeitsgeräte für den digitalen Unterricht hatten.
Umfragen zeigen, dass zwei von drei Akademikern während des Lockdowns von zuhause arbeiten konnten, hingegen nur jeder Dritte mit einem Lehrabschluss. Besonders belastend war die Situation für Alleinerziehende in systemkritischen Berufen, die zwischen Job und Kinderbetreuung jonglieren mussten. Die meisten Eltern griffen kaum auf institutionelle Betreuungsangebote zurück, stattdessen wollten sie individuelle Lösungen finden.
Familienklima und zwischenmenschliche Beziehungen
Das Familienklima wurde durch das ungewohnte Zusammensein und Home-Office stark auf die Probe gestellt. Viele Eltern berichteten von erhöhtem Konfliktpotenzial unter den Familienmitgliedern. Eine Mehrheit beschrieb allerdings das Klima als nur mäßig konfliktträchtig – möglicherweise ist die Sichtweise von stark belasteten Familien unterrepräsentiert. In etwa jeder fünften Familie gab es häufige Konflikte, während Homeschooling die Beziehungen zu den Kindern in einem Drittel der Haushalte belastete.
Interessanterweise kümmerten sich Väter im Home-Office mehr um die Kinder, während Frauen in dieser Zeit großzügiger Zeit für Hausarbeit und Kinderbetreuung aufwendeten. Dennoch blieben traditionelle Rollenmuster in der Aufgabenverteilung weitgehend unverändert. Der Kontakt zu Großeltern und anderen Verwandten reduzierte sich aufgrund der Beschränkungen weiterlesen stark, was soziale Isolation zur Folge hatte. Vor der Krise betreute ein Drittel der Kinder regelmäßig ihre Großeltern, dieser Anteil fiel nach den Schließungen auf unter 5%.
Die digitalen Kompetenzen und die technische Ausstattung älterer Menschen wurden entscheidend für den Erhalt von Kontakten während der Pandemie. Besuche in Altenheimen waren stark eingeschränkt, was das Risiko der sozialen Isolation erhöhte und politische Appelle zur Generationensolidarität in den Vordergrund rücken ließ.
Langfristige Auswirkungen auf unsere Gesellschaft
Die langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf Generationenbeziehungen und die Gesellschaft als Ganzes bleiben ungewiss. Während einige Familien anfangs positive Aspekte der Entschleunigung erlebten, litten sie unter den fortwährenden Einschränkungen. Die aktuellen Herausforderungen der Pandemie sind ein klarer Hinweis darauf, wie wichtig es ist, die Unterstützungssysteme für Familien und Kinder zu überdenken und zu stärken.
Das Coronavirus hat nicht nur die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, verändert, sondern auch die sozialen Strukturen, die für viele von uns von zentraler Bedeutung sind.