Im Landkreis Haßberge wurde ein besorgniserregender Fall von Stalking vor einem Jugendgericht verhandelt, der zeigt, wie stark soziale Medien das Leben junger Menschen beeinflussen können. Eine 21-jährige Frau, deren Name aus Datenschutzgründen nicht genannt wird, wurde über die Plattform Snapchat von einem vermeintlichen Freund aus Hessen kontaktiert. Wie die NP Coburg berichtet, begann diese Bekanntschaft bereits im Jahr 2023. Doch was zunächst harmlos schien, wandelte sich schnell in eine belastende Situation.
Im Februar 2024 änderte der Mann sein Verhalten dramatisch. Er wurde zunehmend aufdringlich, begann die junge Frau unaufhörlich anzurufen und interessierte sich brennend für ihren Aufenthaltsort sowie mögliche andere Männer in ihrem Leben. Die Polizistin, die den Fall bearbeitet hat, äußerte, dass sie in ihrer Laufbahn einen solchen Fall noch nie erlebt habe.
Extreme Belästigungen
Die Belästigungen gingen über ständige Anrufe hinaus. Lena, so heißt die Frau in dem Bericht, erhielt hunderte Nachrichten, die teilweise extrem formularisiert waren. Einige dieser Mitteilungen enthielten drastische Aussagen, etwa den Wunsch, nur mit ihr zusammen zu sein, auch wenn sie ihn verachten würde. Diese erschreckenden Äußerungen zeugen von einer tiefen Störung und dem massiven Eingriff in das Privatleben von Lena. Um die Vorfälle zu dokumentieren, hat sie einen Teil der Nachrichten ausgedruckt und in einer Mappe aufbewahrt, die auch offizielle Dokumente wie einstweilige Verfügungen und Anzeigebestätigungen enthält, wie die Der Standard berichtet.
Trotz der belastenden Situation schaut Lena nicht oft in diese Mappe, da sie nicht an den Stalker denken möchte. Lange Zeit war sie wie viele andere Opfer von Cybermobbing darauf bedacht, im Stillen zu leiden. Fast fünf Jahre nach der ersten Nachricht ist sie nun jedoch bereit, ihre Geschichte öffentlich zu machen.
Hintergründe zum Cybermobbing
Der Fall von Lena ist nicht isoliert. Studien zeigen, dass Cybermobbing unter Jugendlichen seit einigen Jahren stark zugenommen hat. Im Jahr 2023 waren rund 16 Prozent der Jugendlichen in Deutschland betroffen, ein Anstieg im Vergleich zu 14 Prozent im Jahr 2021, wie eine Studie im Auftrag der Krankenkasse Barmer ergab. Über 50 Prozent der Jugendlichen stehen häufig im persönlichen Umfeld in Kontakt mit Mobbing. Die häufigsten Formen sind Beleidigungen, Gerüchte und der Ausschluss aus Gruppen. In den sozialen Netzwerken finden sich kaum Rückzugsmöglichkeiten, weswegen sich die negativen Inhalte unkontrolliert verbreiten können, so die Analyse von Tagesschau.
Coworking-Vorstand Christoph Straub appelliert an Eltern, Freunde, Schulen und Beratungsstellen, schnell zu handeln, um den betroffenen Jugendlichen zu helfen. Es ist entscheidend, das Bewusstsein für die Gefahren von Cybermobbing zu schärfen und Betroffenen den Rückhalt zu geben, den sie brauchen.