Die BayWa AG, als größter deutscher Agrarhändler und ein bedeutender Akteur in der Lebensmittelversorgung, sieht sich aktuell einer finanziellen Krise gegenüber. Fachleute und Experten sind besorgt über die von der Unternehmensleitung angekündigten Sanierungsmaßnahmen, die bis zum Jahresende die Schließung von sechs Standorten in Bayern nach sich ziehen könnten. Insgesamt sind 1.300 Arbeitsplätze in Gefahr, was die Branchen und die Beschäftigten stark verunsichert. Laut Chip sind von den Schließungen in Bayern insbesondere die Standorte in Kronach, Triftern, Thiersheim, Velden, Gangkofen und Schwandorf betroffen.
Das Unternehmen plant nicht nur die Schließung dieser Standorte, sondern auch den Abbau von insgesamt 1.300 der 8.000 Vollzeitstellen bundesweit bis 2027. Dies bedeutet einen Rückgang von mehr als 16 Prozent der Belegschaft, wobei die zentrale Verwaltung in München voraussichtlich am härtesten getroffen wird – hier soll etwa 40 Prozent der Stellen wegfallen. Neben diesen Maßnahmen wird auch die Reduzierung des Auslandsgeschäfts durch den Verkauf internationaler Beteiligungen angestrebt. Hintergrund für diese drastischen Schritte sind Schulden in Milliardenhöhe, die aus einer überhasteten Expansion in der Vergangenheit resultieren, sowie ein Verlust von über einer halben Milliarde Euro, wie Abendzeitung München berichtet.
Konkrete Maßnahmen und Herausforderungen
Die angekündigten Sanierungsmaßnahmen wurden in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung Roland Berger erarbeitet. Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat sind bereits angelaufen, und eine Einigung wird bis Ende März 2025 angestrebt. Die Schließungen betreffen nicht nur Agrarstandorte, sondern auch Baustoffstandorte – insgesamt sollen 26 von 400 BayWa-Standorten in Deutschland schließen, wobei Agrartechnikstandorte vorerst verschont bleiben.
Es ist bemerkenswert, dass die Sanierungsbemühungen insbesondere in Bayern von Bedeutung sind, da sie nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Landwirte stark beeinflussen können. Die BayWa vertreibt an ihren Agrarstandorten Saatgut, Futter- und Düngemittel und spielt damit eine zentrale Rolle in der regionalen Landwirtschaft. Laut Agrar heute ist die aktuelle Situation Teil eines umfassenderen Strukturwandels auf dem Arbeitsmarkt, welcher negative Folgen für viele Branchen und Beschäftigte mit sich bringt.
Das Unternehmen sowie die gesamte Branche sind mit wachsendem Druck konfrontiert. Es gibt weitreichende Bedenken bezüglich der wirtschaftlichen Stabilität in Deutschland. Die ifo Instituts für Wirtschaftsforschung berichtet über einen besorgniserregenden Rückgang des ifo-Index im verarbeitenden Gewerbe, der auf den niedrigsten Stand seit der Corona-Krise gesunken ist. Wirtschaftsanalysten machen sich zunehmend Sorgen über die Deindustrialisierung und die vielschichtigen Herausforderungen, die vor der deutschen Wirtschaft liegen.