Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude an der Herrschinger Straße 21 in Andechs hat eine umfassende Sanierung erfahren und wird zukünftig als Bio-Gastronomie genutzt. Der Eigentümer, die Unternehmerfamilie Scheitz, betreibt die Molkerei „Andechser Natur“ und plant, das neu gestaltete Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wolfgang Scheitz, der Sohn der Geschäftsführerin Barbara Scheitz, ist für die Immobilie verantwortlich und sucht aktiv nach Pächtern für die Gastronomie.
Die Sanierung des alten Gebäudes, das möglicherweise älter als 1845 ist, umfasste aufwendige Maßnahmen, insbesondere die Restaurierung des Sichtdachstuhls, bekannt als Binderdachstuhl. Besonders bemerkenswert ist die Geschichte des Hauses, das früher als Werkstatt des Orgelbauers Eisenschmid diente, der über drei Generationen hinweg Orgeln baute. Zudem gab es im Gebäude einen Stall für acht Kühe, dessen Tränken und Anbinderinge noch heute sichtbar sind. Der frühere Anbau, in dem sich einst eine Kaffeerösterei befand, musste abgerissen werden, da er baulich nicht mehr tragbar war.
Konzept der Erlebnisgastronomie
Die geplante Erlebnisgastronomie soll den Besuchern die Produkte der Molkerei näherbringen und hofft, im April oder Mai 2024 zu eröffnen. Der Umbau des früheren Wohntrakts in zwei Ferienwohnungen läuft auf Hochtouren, eine dritte Ferienwohnung entsteht in Richtung Ortskern. Auch ein 1200 Quadratmeter großer Obstgarten mit alten Baumsorten wird für verschiedene Aktivitäten genutzt, was das Konzept der Gastronomie weiter bereichern wird.
Die Molkerei „Andechser Natur“, die 1908 gegründet wurde, hat sich im Laufe der Jahre stark weiterentwickelt. Aktuell beliefert die Molkerei 660 Bio-Milchbauern im Umkreis von 160 Kilometern. Darunter sind 575 Milchviehhalter und 85 Ziegenbauern, deren Produkte ausschließlich in Form von Biomilch verarbeitet werden. Die Molkerei verfolgt das Ziel, 100 Prozent der Milchproduktion künftig aus Weidemilch anzubieten, wobei bereits 90 Prozent der Kuh-Milchbauern entsprechend umgerüstet haben. Im nächsten Jahr ist ebenfalls die Umstellung der Joghurt-Produktion geplant.
Anerkennung für Nachhaltigkeit
Die nachhaltigen Bemühungen der Andechser Molkerei wurden jüngst mit der Ankündigung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2024 gewürdigt. Das Unternehmen hat zur Förderung nachhaltiger Landwirtschaft das Projekt „Klima-Bauer“ ins Leben gerufen, das Milchlieferanten bei der CO₂-Einsparung unterstützt. Geschäftsführerin Barbara Scheitz wird den Preis Ende November in Düsseldorf entgegennehmen. Der Gesamtumsatz der Molkerei wird für 2023 auf 230 Millionen Euro geschätzt, was einen Anstieg im Vergleich zu 200 Millionen Euro im Jahr 2022 darstellt.
In Zeiten wachsender Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln, die mittlerweile einen Anteil von zehn Prozent an der Landwirtschaft ausmachen, verfolgt die Molkerei auch ein ambitioniertes Recyclingkonzept. Die Recyclingquote sehen die Verantwortlichen bei beeindruckenden 94 Prozent. Auch die Verpackungen, wie die 500-Gramm-Joghurtbecher, sind so gestaltet, dass sie sich leicht aus dem Papierbinder trennen lassen.
Die Andechser Molkerei steht damit nicht nur für qualitativ hochwertige Produkte, sondern auch für ein nachhaltiges Zukunftsmodell in der Gastronomie. Ihr Engagement könnte dazu beitragen, die Biodiversität und den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu fördern, was sich mit den Zielen der Vereinten Nationen zur nachhaltigen Entwicklung deckt.
Für nähere Informationen zu den geplanten Gastronomie-Angeboten und den Produkten der Andechser Molkerei können Interessierte die Webseite von Süddeutsche oder die relevante Berichterstattung bei Merkur lesen. Zudem bietet der BioHandel interessante Einblicke in die Entwicklungen im Bereich der biologischen Gastronomie.
