In Schweinfurt hat seit Anfang des Jahres eine grundlegende Umstellung im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) stattgefunden, die auf breite Kritik gestoßen ist. Das neue Bussystem, eingeführt mit dem digitalen Bezahlsystem SWeasy und dem Beitritt zum Nahverkehrsverbund Mainfranken, sollte moderne Akzente setzen, hat jedoch den Unmut vieler Bürger hervorgelockt.
Stadträtin Ulrike Schneider von der Initiative Zukunft./ödp bezeichnet die Situation als ein „Debakel“. Sie fordert eine Rückkehr zum vorherigen Bussystem, da sie die neuen Linien und Haltestellen als unzureichend empfindet. Schneider, die im Aufsichtsrat der Stadtwerke gegen die Beschlüsse gestimmt hat, schildert, dass viele Bürger unzufrieden mit den Änderungen sind und beklagt die unsozialen Auswirkungen des Systems auf ältere Menschen. Insbesondere bemängelt sie, dass die Reform nicht auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Fahrgäste abgestimmt ist. „Die Reform ist unausgegoren, unsozial und altersdiskriminierend“, so Schneider laut mainpost.de.
Kritik an hohen Fahrpreisen und schlechter Kommunikation
Zusätzlich hebt die Initiative ZUKUNFT.ödp die negativ erlebte Preiserhöhung hervor. Ein Beispiel verdeutlicht dies: Die Fahrt vom Hochfeld zum Rossmarkt kostet jetzt 4,80 Euro statt zuvor 3,40 Euro, was eine Erhöhung um 40 Prozent bedeutet. Insbesondere Schüler, die weniger als drei Kilometer von ihrer Schule wohnen, sind betroffen, da sie den vollen Preis zahlen müssen, ohne in den Genuss eines Rabatts zu kommen. Die monatlichen Kosten für Schüler bis 15 Jahre steigen enorm von etwa 30 Euro auf 1,20 Euro pro Einzelfahrt.
Darüber hinaus gibt es auch technische Mängel und eine unzureichende Kommunikation seitens der Stadtwerke. Laut mainfranken.news haben Bürger Unterschriftenlisten gegen bestimmte Veränderungen eingereicht, was für das städtische Management ein deutliches Zeichen der Unzufriedenheit darstellt.
Probleme für die Fahrgäste und die Innenstadt
Ein Ingenieur aus Schweinfurt, Hartmut Bach, hat das neue System ebenfalls eingehend geprüft. Er stellte fest, dass es rund 100 Fahrten weniger gibt und mehr Stillstandzeiten für die Busfahrer zur Folge hat. Die angestrebte 30-Minuten-Taktung wird von vielen als Hindernis für mögliche Anpassungen wahrgenommen. Zudem kritisierte Schneider, dass die geänderten Linienführungen nicht dazu beitragen, die Innenstadt zu beleben, da zwei von drei Buslinien nicht mehr direkt am Marktplatz halten. Diese Umstellung könnte anliegenden Geschäften und dem Wochenmarkt schaden.
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Probleme und Beschwerden fordert Ulrike Schneider eine Sondersitzung des Stadtrats, um die Reform zu überarbeiten und an die tatsächlichen Bedürfnisse der Fahrschüler und älteren Menschen anzupassen. Das Interesse an einer Lösung, die sowohl den Anforderungen der Bürger gerecht wird, als auch die Attraktivität der Innenstadt steigert, bleibt vorerst unabsehbar.