Am Rathenaus-Gymnasium und der Realschule in Schweinfurt standen die Fragen der Demokratie und Mitbestimmung im Mittelpunkt einer Veranstaltung mit der Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Vor etwa 120 Zehntklässlern sprach Aigner über die Bedeutung der Demokratie und wie wichtig es ist, junge Menschen in diesen Prozess einzubeziehen. Ihrem Anliegen folgte ein offener Dialog, in dem die Schülerinnen und Schüler ihre Ansichten zur politischen Mitbestimmung und ihren Erwartungen an die Zukunft äußerten.
Die 15-jährige Sarah Opitz eröffnete die Diskussion mit ihrem Wunsch nach mehr Mitspracherecht in der Schule. Sie kritisierte, dass Schulwahlen oft nicht ernst genommen werden und es vornehmlich Freunde oder Klassenclowns sind, die gewählt werden. Ihr Anliegen, mehr Schüler in Entscheidungen einzubeziehen, insbesondere bei Themen wie Ausflügen, spiegelt einen grundlegenden Wunsch nach aktiver Bürgerbeteiligung wider.
Fragen zur Zukunft und Demokratie
Julian Bier, 16 Jahre alt und Realschüler, äußerte, dass Demokratie für ihn nicht selbstverständlich sei. Er wies darauf hin, dass Schüler an der Schule wenig Mitspracherecht haben und die U18-Wahl nicht repräsentativ sei. Im Gegensatz zur sorgenvollen Haltung Biers sehen andere Schüler wie Nami Truong (17) in ihren Familiengeschichte einen anregenden Bezug zur Demokratie. Ihre Familienerfahrungen aus Vietnam prägen ihr Engagement für soziale Gerechtigkeit und die Rechte von Arbeitern und Frauen.
Der 17-jährige Jordan-Nico Trittig sieht es als herausfordernd an, mehr Demokratie in der Schule umzusetzen. Er definiert Demokratie als das Recht auf freie Meinungsäußerung und politische Mitwirkung und plädiert für Volksbegehren und Volksentscheide als Mittel zur politischen Teilhabe.
Die Schülerin Rawan Khaled (17) hob die Bedeutung der freien Meinungsäußerung hervor und wünscht sich, dass alle Menschen ihre Sichtweisen offen teilen können. Sie kritisierte auch die unfaire Bezahlung in Berufen wie der Pflege. Jonas Bauer (15) ergänzte, dass alle von der Demokratie betroffen seien und es wichtig sei, diese zu sichern und zu verändern, wenn nötig. Aktuelle globale Krisen wie der Ukrainekrieg oder die Inflation stellen Herausforderungen dar, die in den politischen Diskurs einfließen sollten.
Der Stellenwert demokratischer Strukturen in Schulen
Die Diskussion rund um die Mitbestimmung in Schulen ist nicht neu. Die Idee, demokratische Strukturen in Bildungseinrichtungen zu implementieren, geht auf die gesellschaftlichen Bewegungen der 1960er und 1970er Jahre zurück. Damals forderten Studierende und Eltern einen stärkeren Einfluss auf die Gestaltung des Schulalltags. In diesem Kontext ist der Bildungsauftrag der Schulen klar: Sie sollen Schülerinnen und Schüler zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern heranzubilden und durch demokratische Strukturen ein Vorbild sein.
Dabei reichen politische Bildung und theoretische Kenntnisse nicht aus. Schulen müssen auch praktische Erfahrungen und Gelegenheiten schaffen, um demokratisches Engagement zu fördern. Es gilt, die traditionell autoritären Strukturen aufzubrechen und echte Beteiligung sowie Mitbestimmung aller Akteure zu ermöglichen. Laut der Bildungsberichterstattung ist es essentiell, dass diese Beteiligung nicht nur auf dem Papier steht, sondern auch aktiv erlebt wird. Eltern und Schüler müssen in den Dialog eingebunden werden, während Schulgesetze sich an den Werten des Grundgesetzes orientieren und das Ziel verfolgen, soziale und demokratische Handlungskompetenzen zu vermitteln.
Die Politik und die Bildungseinrichtungen stehen also in der Verantwortung, eine Schulkultur zu fördern, die Partizipation und Gemeinschaftssinn in den Mittelpunkt rückt. Durch entsprechende Programme und Projekte kann der Austausch von Lösungsansätzen unterstützt werden, um das Selbstbewusstsein der Schulen zu stärken und ein aktives Mitbestimmungsgefühl bei allen Beteiligten zu schaffen.