Die vatikanische Ordnung hat in den letzten Tagen eine bedeutende Umstrukturierung erfahren, die sich insbesondere auf die Gemeinschaft „Familie des fleischgewordenen Wortes“ auswirkt. Schwester Simona Brambilla wurde zur neuen Leiterin der vatikanischen Ordensbehörde ernannt und hat nun die Aufsicht über beide Zweige der Gemeinschaft, die in den 1980er Jahren in Argentinien gegründet wurde. Diese Entscheidung folgt einem langen Prozess der Überwachung durch den Vatikan, der seit der Entdeckung gravierender Missbrauchsvorwürfe gegen den Gründer Carlos Miguel Buela im Jahr 2010 andauert. Der Vatikan verfolgt die Entwicklung der Gemeinschaft sorgfältig, um sicherzustellen, dass die Mitglieder in einer gesunden und unterstützenden Umgebung spiritualisiert werden.
Der Vatikan hat sich bereits 1995 die Leitung der Gemeinschaft unterstellt und auch 2001 den Sitz von Argentinien nach Italien verlegt. Wichtige Schritte in dieser Tendenz umfassen die Ernennung von päpstlichen Delegaten, die die Gemeinschaft in Fragen der Ausbildung, Ordensdisziplin und Leitung unterstützen sollen. Diese Delegierten sind der argentinische Bischof Jose Antonio Satue Huerto für den männlichen Teil und die Ordensfrau Clara Echarte für den weiblichen Zweig. Ihre Aufgabe ist es, den Mitgliedern eine klare Linie in der orthodoxen Lehre zu bieten und Missbrauch zu verhindern.
Missbrauchsvorwürfe und Reformen
Die anhaltenden Missbrauchsvorwürfe gegen Buela, die psychologischen und finanziellen Missbrauch sowie sexuelle Übergriffe umfassen, haben die Gemeinschaft in eine langfristige Krise gestürzt. Buela wurde 2010 lebenslang abgesetzt und mit einem Kontaktverbot belegt, doch Berichte zeigen, dass er sich nicht vollständig an seine Auflagen gehalten hat. Insbesondere berichten Betroffene von anhaltendem spirituellem Missbrauch innerhalb des Instituts, was Cardinal Santos Abril, der kommissarische Pontifex des Instituts, als ernstes Problem sieht.
Cardinal Abril hat betont, dass die Rolle der Verantwortlichen nicht zur unrechtmäßigen Aneignung göttlicher Autorität führen dürfe und dass man den Mitgliedern die Freiheit in der spirituellen Leitung lassen müsse. Die Berichte über spirituellen Missbrauch, insbesondere von Auszubildenden, führen zu einem wachsenden Bedürfnis nach einer Reform der Struktur und der Richtlinien des Instituts. Abril verbot vor einem Jahr neue Gründungen aufgrund von Bedenken über eine „Schattenregierung“, die die offiziellen Richtlinien ignorierte.
Geistlicher Missbrauch im Kontext
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen hat der Vatikan Pläne zur Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur Definition und Verfolgung von geistlichem Missbrauch und „falscher Mystik“ angekündigt. In einem Schreiben des Glaubensdikasteriums wird betont, dass „falsche Mystik“ spirituelle Vorschläge bezeichnet, die die Beziehung zu Gott beeinträchtigen. Diese Thematik ist von höchster Relevanz, wenn man die Struktur und die Probleme innerhalb der Gemeinschaften in Betracht zieht, da Missbrauch nicht nur spiritueller sondern auch sexualisierter Natur sein kann.
Die Arbeitsgruppe, die aus Mitgliedern des Glaubensdikasteriums und der vatikanischen Gesetzesbehörde besteht, soll die Begriffe und die rechtlichen Rahmenbedingungen von geistlichem Missbrauch weiter klären und präzisieren. Der Erzbischof Filippo Iannone, der Leiter der vatikanischen Gesetzesbehörde, wird die Gruppe leiten, die die Definitionen von geistlichem Missbrauch und den damit verbundenen Macht- und Gewissensmissbrauch kritisch überprüfen wird.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die vatikanische Ordnung sich in einem Umgestaltungsprozess befindet, der sowohl Reformen als auch klare Maßregeln gegen Missbrauch und unrechtmäßige Machtstrukturen enthält, um das Wohl und die Sicherheit der Gläubigen sicherzustellen. Die Entwicklungen rund um die Gemeinschaft „Familie des fleischgewordenen Wortes“ sind nur ein Teil eines größeren Problems, das die katholische Kirche weltweit betrifft.