In den letzten Jahrzehnten haben sich die Skigebiete in den Alpen grundlegend verändert. Laut den neuen Auswertungen des Bayerischen Rundfunks (BR) zu Schneesicherheit und Kapazitäten zeigen die Entwicklungen sowohl positive als auch besorgniserregende Trends. Skitrainerin Malin Friese hebt die Transformationen im Skigebiet Spitzingsee hervor, wo beispielsweise von Tellerliften auf Sessellifte umgestellt wurde und künstliche Beschneiung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Diese Modernisierungen sind ein Antwortversuch auf die Herausforderungen des Klimawandels.
Die BR-Datenanalyse, die 183 Skigebiete in Deutschland und Österreich über vier Jahrzehnte umfasst, zeigt, dass die Liftkapazitäten in Deutschland seit 1993 um etwa 15 Prozent gestiegen sind – in Österreich sogar um 56 Prozent und in Tirol um 76 Prozent. Im Gegensatz dazu blieben die Pistenlängen in Deutschland nahezu unverändert, während sie in Österreich um 30 Prozent zugenommen haben, jedoch langsamer als die Liftkapazitäten. Experten bestätigen den Trend hin zu größeren Beförderungskapazitäten, insbesondere in österreichischen Resorts.
Die Herausforderungen des Klimawandels
Der Klimawandel stellt eine direkte Bedrohung für die Wintersportindustrie dar. Prognosen deuten darauf hin, dass in den kommenden Jahrzehnten die Anzahl der Schneetage in den Alpen-Skigebieten um mehr als 40 Prozent zurückgehen könnte. Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass der Rückgang des Schnees auf den menschengemachten Klimawandel zurückzuführen ist, wobei besonders niedrig gelegene Regionen stärkeren Auswirkungen ausgesetzt sind. Der Standard berichtet auch, dass künstliche Beschneiung, die häufig eingesetzt wird, um die Pisten für den Wintersport zu präparieren, nicht klimaneutral ist, da sie erheblichen Strom- und Wasserverbrauch verursacht.
Die Herausforderungen werden noch komplexer, wenn man bedenkt, dass die Abhängigkeit vom Wintertourismus in vielen Regionen Europas in Frage gestellt wird. Ein Team von Forschern, geleitet von Samuel Morin, warnt in einer Studie, dass bei einer Erwärmung um zwei Grad Celsius viele Skigebiete in Europa, darunter auch in den Alpen, vor einem erheblichen Risiko für Schneemangel stehen könnten. Bei einer Erwärmung von vier Grad würde dieser Risikoanteil praktisch alle Skigebiete betreffen.
Zukunftsausblicke und notwendige Maßnahmen
Darüber hinaus betont Glaziologe Olaf Eisen vom Alfred-Wegener-Institut, dass die Kosten und Aufwände für den Wintersport in tiefer gelegenen Skigebieten steigen werden. Die Skisaison könnte sich drastisch verkürzen, möglicherweise auf den Zeitraum zwischen Dezember und März. Ein relevanter Punkt ist auch, dass die Gletscher zunehmend gefährlicher werden, da die Schmelze und Instabilität zunehmen.
In Bayern wurde bereits entschieden, bestimmte Gondelbahnen, wie die auf den Taubenstein, nur in den Sommermonaten zu betreiben. Der Deutsche Alpenverein (DAV) fordert zudem umfassende Verkehrskonzepte zur Emissionsreduktion durch PKW-Anreisen zu den Skigebieten. Auch wenn viele Resorts in Tirol, Salzburg und Vorarlberg hohen ausländischen Touristenanteil verzeichnen, stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit zukünftiger Investitionen in moderne Anlagen angesichts der steigenden Temperaturen.
Diese Herausforderungen an die Wintersportbranche sind nicht nur lokal von Bedeutung, sondern werfen auch Fragen über den Stellenwert des Skitourismus im Einklang mit den globalen Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels auf. Experten sind skeptisch, ob die notwendige Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius erreicht werden kann und welche Rolle dabei der Wintertourismus spielen wird. Die zunehmende CO2-Intensität dieser Freizeitaktivitäten könnte sich als ein Widerspruch zu den erforderlichen Maßnahmen herausstellen.