Die Schließung eines Traditionsunternehmens in Landshut sorgt für Aufregung in der Region. Die Boutique Christine, die 55 Jahre lang ein fester Bestandteil des modischen Lebens in der Stadt war, hat am 3. April 2025 ihren Räumungsverkauf begonnen. Auf Facebook bedanken sich die Inhaber bei ihren treuen Kunden und Geschäftspartnern, während sie ankündigen, neue Wege einschlagen zu wollen. Viele Kunden zeigen sich in sozialen Medien betroffen von der Schließung, die das Ende einer Ära markiert, berichtet merkur.de.
Parallel zu dieser Entwicklung schließt ein weiteres Traditionsunternehmen aus Unterfranken, der Trachtenhändler Dollinger, der „Sanierung in Eigenverwaltung“ angemeldet hat. Diese Schließungen sind Teil eines größeren Trends, der den Einzelhandel in immer mehr Städten betrifft. Die COVID-19-Pandemie und andere Krisen stellen die wirtschaftliche Basis innerstädtischer Nutzungen regelmäßig infrage, was in der BBSR-Studie thematisiert wird.
Leerstände in der Innenstadt
Während die Boutique Christine schließt, bleiben in der Innenstadt Landshuts zahlreiche Geschäftsflächen leer, darunter die ehemalige Müller-Filiale an der Ecke Altstadt/Rosengasse. Laut Aussage von Johann Winklmaier, dem Leiter des Liegenschaftsamtes, sei der aktuelle Leerstand ein „normales Niveau“. Dies steht jedoch im Widerspruch zu den Erfahrungen vieler Immobilienmakler. Albert Schiener berichtet von langen Vermarktungszeiten für Ladenflächen und einem hohen Aufwand, um diese zu vermieten, was viele Gastronomen anzieht, aber Einzelhändler abschreckt. Hohe Mieterwartungen der Vermieter werden als Ursache für das nachlassende Interesse von Einzelhändlern genannt.
Christian Boniberger, Geschäftsführer des Modehauses Oberpaur, unterstreicht ebenfalls die Problematik der überhöhten Mietpreise und weist auf den Rückgang der Besucherfrequenz in der Altstadt hin. Baustellen und Sperrungen tragen dazu bei, dass die Innenstädte zunehmend an Attraktivität verlieren. Abgesehen von diesen lokalen Herausforderungen hat der Onlinehandel einen entscheidenden Einfluss auf die Situation der Einzelhändler. Er nimmt mittlerweile 20 bis 30 Prozent des Textilmarktes ein und führt zu Umsatzrückgängen für viele Betreiber.
Auf Herausforderungen reagieren
Angesichts dieser Entwicklungen ist es wichtig, dass Vermieter ihrer Verantwortung gerecht werden und die Mieten an die aktuelle Marktsituation anpassen. Die ExWoSt-Studie legt Handlungsempfehlungen vor, um Innenstädte und Zentren zu stärken. Diese Empfehlungen umfassen strategische Aufgaben und konkrete Handlungsfelder, die von Kommunen, Wissenschaftlern und Stadtforschern ausgearbeitet wurden.
In der aktuellen Situation stehen sowohl Einzelhändler als auch Vermieter vor der Herausforderung, ihre Geschäfte und Räumlichkeiten zukunftsfähig zu gestalten. Die Schließung der Boutique Christine und die wachsenden Leerstände sind symptomatisch für den Wandel, der die Innenstädte in Deutschland betrifft. Ohne Anpassung und Innovation drohen weitere Schließungen und ein weiterer Rückgang der Attraktivität für Kunden.