Immer mehr Menschen sehen sich in Großbritannien der Bedrohung durch verletzende und rufschädigende Deepfakes ausgesetzt. Diese KI-generierten Inhalte, die private Bildaufnahmen oft in pornografische Kontexte einfügen, sind nicht nur ein Problem für die politische Berichtserstattung, sondern auch eine alarmierende Realität im Alltag vieler Betroffener. Vor diesem Hintergrund hat die britische Labour-Partei entscheidende Schritte angekündigt, um gegen „sexuell explizite“ Deepfakes vorzugehen. Das Justizministerium der britischen Regierung plant, Personen, die realistisch wirkende, KI-generierte Inhalte mit sexuellem Bezug erstellen oder verbreiten, strafrechtlich zu verfolgen. Das Ziel dieser Initiative ist es, ein klares Zeichen gegen diese Form des Missbrauchs zu setzen.
Aktuelle Gesetze können nur bedingt helfen, da die Veröffentlichung intimer Fotos oder Videos ohne Einwilligung (sogenannte Rachepornografie) bereits seit 2015 strafbar ist. Bisher gab es jedoch keine rechtliche Handhabe gegen die Erstellung von KI-generierten Fälschungen. Watson berichtet darüber, dass die neuen Vorschriften ab sofort als Verbrechen klassifiziert werden sollen und sowohl Geld- als auch Gefängnisstrafen für die Täter:innen zur Folge haben könnten. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenderen Gesetzesentwurfs, der bald im Parlament präsentiert werden soll.
Ein besorgniserregender Anstieg
Die britische Racheporno-Hotline warnt, dass der bildbasierte Missbrauch durch Deepfakes seit 2017 um mehr als 400 Prozent zugenommen hat. Diese besorgniserregende Entwicklung wird von Fallbeispielen wie dem der Vizepremierministerin Angela Rayner illustriert, die zu den über 30 britischen Politikerinnen gehört, die Opfer solcher Angriffe wurden. The Decoder berichtet weiter, dass sich viele Lehrer Sorgen machen, ihre Schüler könnten in Deepfake-Skandale verwickelt sein. 60 Prozent der Lehrer äußern solche Befürchtungen, während 73 Prozent der Eltern fälschlicherweise glauben, ihre Kinder seien nicht betroffen.
Ein Beispiel, das die Dringlichkeit dieser Thematik verdeutlicht, ist der Fall der nordirischen Politikerin Cara Hunter, deren pornografisches Deepfake-Video kurz vor einer Wahl weite Verbreitung fand und zu einer erheblichen Belästigung führte. Solche Vorfälle zeigen, wie verletzend und schädlich Deepfakes sein können, oft auch für die Angehörigen der Betroffenen.
Gesetzesinitiative und internationale Reaktionen
Die neue Gesetzgebung gegen sexuell explizite Deepfakes in Großbritannien sieht vor, dass die Erstellung und Verbreitung solcher Inhalte ohne Einwilligung strafrechtlich verfolgt werden. DW hebt hervor, dass ähnliche Initiativen auch in Deutschland diskutiert werden, wo ein Gesetzesentwurf des Bundesrates bereits härtere Strafen für die Verbreitung von KI-generierten Medieninhalten vorsieht. In besonders schweren Fällen könnten bis zu fünf Jahre Haft drohen.
Die Technologieministerin Margaret Jones hat zudem angekündigt, dass es strengere Kontrollen für Plattformen geben wird, die missbräuchliche Inhalte hosten. Die Forderung von Aktivisten, die Erstellung nicht-einvernehmlicher pornografischer Deepfakes unter Strafe zu stellen, wird dabei immer lauter. Der Missbrauch dieser Technologie wird zunehmend als nationaler Notfall angesehen, wobei insbesondere Frauen und Mädchen überproportional betroffen sind.
In einer Gesellschaft, in der der Schutz vor Missbrauch und die Wahrung von Persönlichkeitsrechten ineinandergreifen, bleibt es entscheidend, ein Gleichgewicht zwischen notwendigen gesetzlichen Regelungen und der Wahrung der Meinungsfreiheit zu finden. Die Entwicklung und Verbreitung von Deepfakes wird auch in Zukunft ein zentrales Thema für die Gesetzgebung darstellen, sowohl in Großbritannien als auch international.