Otto Huber, 78 Jahre alt, hat kürzlich seine Doktorarbeit an der Universität Augsburg verteidigt. Nach zweieinhalb Jahren intensiver Recherche widmet sich seine Dissertation dem Thema der Historie des Oberammergauer Gelübdespiels sowie den dazugehörigen Texten der Passion. Diese Dissertation ist nicht nur das Ergebnis seiner akademischen Bemühungen, sondern auch das Produkt seiner langjährigen Erfahrung als dreifacher stellvertretender Spielleiter der weltweit renommierten Oberammergauer Passionsspiele. merkur.de berichtet, dass Huber dabei den ältesten erhaltenen Text der Passion, eine Abschrift von Georg Queri aus dem Jahr 1662, erforschte.
Huber wurde durch Professor Klaus Wolf, seinen Doktorvater und Professor für deutsche Literatur und Sprache in Bayern, zur Dissertation angespornt. Wolf war beeindruckt von Hubers historischem und theologischen Wissen und ermutigte ihn, seine expertisen in einer akademischen Arbeit zusammenzufassen. Während seiner Zeit als stellvertretender Spielleiter führte Huber auch Wolf und Studierende mehrfach durchs Passionsspielhaus. Die Spiele, die auf ein Gelübde aus dem Jahr 1633 zurückgehen, stellen die letzten fünf Tage im Leben Jesu dar und haben sich über die Jahrhunderte immer weiterentwickelt. Laut domradio.de arbeiten die beiden Spielleiter Huber und Christian Stückl seit 1986 daran, das Stück zu reformieren, insbesondere um judenfeindliche Passagen zu eliminieren.
Die Bedeutung der Oberammergauer Passionsspiele
Die Oberammergauer Passionsspiele sind weltweit die bekanntesten ihrer Art und finden seit 1680 alle zehn Jahre statt. Die ersten Aufführungen gehen auf ein Gelübde von 1634 zurück, das von den Dorfbewohnern abgelegt wurde, um von der Pest befreit zu werden. Wikipedia zitiert, dass die erste Aufführung zur Einlösung dieses Gelübdes direkt über den Gräbern der Pesttoten stattfand.
Huber bezieht in seine Dissertation auch zwei Texte aus dem 16. Jahrhundert ein, die als Grundlage für die älteste Fassung des Oberammergauer Passionsspiels gelten. Innerhalb seiner Arbeit thematisierte er auch Fragen der Versöhnung, insbesondere in einer Szene zwischen Petrus und Maria nach dem Tod Jesu. Diese Aspekte spiegeln die komplexen historischen und kulturellen Kontexte wieder, in denen die Passionsspiele entstanden ist und sich weiterentwickelt haben.
Nachdem Huber seine Dissertation erfolgreich verteidigt hat, plant er, den ältesten Passionstext von 1662 in einer Neuedition als Buch herauszubringen. Unterstützt wurde er dabei von seinem Bruder sowie der Regierungspräsidentin von Schwaben, Barbara Schretter. Seine Arbeit wird in der Reihe „Editio Bavarica“ im Pustet-Verlag erscheinen.
Die nächste Aufführung der Oberammergauer Passionsspiele ist bereits für das Jahr 2030 geplant. Bis dahin wird Huber sicher weiterhin an der weiteren Erforschung und Pflege dieser bedeutenden kulturellen Tradition arbeiten.