In den sozialen Medien sind Katzen mit runden Köpfen und großen Kulleraugen wahre Stars. Besonders Rassen wie die Scottish Fold erregen Aufsehen, nicht zuletzt durch Prominente wie Taylor Swift, die stolz mit ihren tierischen Begleitern posieren. Doch die erhöhte Beliebtheit bringt ernsthafte gesundheitliche Probleme mit sich. Wie np-coburg.de berichtet, gelten Scottish Folds als Qualzuchten, da ihre charakteristischen geknickten Ohren zahlreiche gesundheitliche Schwierigkeiten verursachen.
Der Begriff „Qualzucht“ beschreibt die Züchtung von Tieren, die aufgrund spezifischer Merkmale unter erheblichen gesundheitlichen Problemen leiden. Tierpathologe Achim Gruber bezeichnet diese Praxis als Defektzucht und fordert mehr Bewusstsein für das Leid der Tiere. Besonders bei Scottish Folds und ähnlichen Rassen ist die Liste der möglichen Beschwerden lang: Gelenkentzündungen, Atemprobleme und chronische Schmerzen sind häufige Diagnosen. Tierärztin Tanja Pollmüller berichtet von vielen Katzen, die trotz intensiver Behandlung oft nicht geheilt werden können.
Die Doppelte Moral der Modekatzen
Das Problem wird durch die Medienpräsenz dieser Rassen verstärkt. Die ständige Normalisierung ihrer Anwesenheit in den sozialen Netzwerken lässt die gesundheitlichen Folgen in den Hintergrund rücken. Viele Tierbesitzer sind sich der Probleme nicht bewusst und entscheiden sich oft uninformiert für solche Katzen, ohne die damit verbundenen hohen Tierarztkosten und die Pflegebedürftigkeit zu bedenken.
Ein weiterer Aspekt ist das rechtliche Umfeld. In Deutschland verbietet der Paragraf 11b des Tierschutzgesetzes die Züchtung von Tieren mit Qualzuchtmerkmalen, jedoch ist die Formulierung schwammig. Geplante Reformen sind aufgrund politischer Schwierigkeiten bislang gescheitert. Spezialisten raten, sich gründlich zu informieren und auf Exemplare zu verzichten, die an Defektzüchtungen leiden. Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt stattdessen die Adoption von Katzen aus Tierheimen, wo diese Modekatzen häufig landen.
Gesundheitliche Folgen der Qualzucht
Wie zooplus.de erläutert, sind viele Katzenrassen durch ihr extremes Aussehen gefährdet. Zu den häufigsten Qualzucht-Merkmalen zählen:
- Kurzköpfigkeit (Brachyzephalie): Verkürzter Schädel führt zu Atemproblemen und Augen-, Ohren- sowie Hautbeschwerden.
- Kurzschwänzigkeit oder Schwanzlosigkeit: Oft resultieren Fehlbildungen der Wirbelsäule.
- Haarlosigkeit (Alopezie): Mit erhöhtem Risiko für Sonnenbrand und fehlenden Tasthaaren verbunden.
- Faltohren: Kippohren führen zu Schmerzen und Kommunikationsproblemen für die betroffenen Tiere.
- Gestörte Fellstruktur: Welliges oder brüchiges Fell beeinträchtigt die Kommunikation und Orientierung.
- Kurze Beine (Munchkin): Eingeschränkte Bewegungsfreiheit resultiert aus dieser genetischen Veränderung.
- Weiße Katzen: Anfälligkeit für Schwerhörigkeit und Hauttumore ist ein ernstes Risiko.
- Blaue Augen: Häufige Augenerkrankungen sind dabei ein weiteres Problem.
Die Züchtung von Katzen mit diesen Merkmalen ist nicht nur ein deutsches Phänomen. Die rechtlichen Regelungen hierzu variieren international stark. tierschutzgesetz.net macht deutlich, dass die nachhaltige Umsetzung von Tierschutzgesetzen unerlässlich ist. Qualzucht ist ein ernstes Problem, das sowohl das Tierwohl als auch die Zuchtpraktiken nachhaltig beeinflusst. Tierschutzorganisationen fordern strengere Kontrollen und mehr Aufklärung, um das Bewusstsein für diese Themen zu schärfen und verantwortungsvolle Zucht zu fördern.