In der Region Bayreuth, die stolz als „Sandsteinland“ bekannt ist, hat der Sandstein eine zentrale Rolle in der Architektur und Kultur. Dieser einzigartige Schatz der Region war über die Jahrhunderte wiederkehrend Gegenstand von Faszination und Inspiration. Leider kommt die Phase des Baus von Sandsteinhäusern jedoch allmählich zum Stillstand, wie der ehemalige Professor für Kulturgeographie und Sandstein-Experte Herbert Popp erklärt. Befürchtungen bestehen darüber, dass alle Steinbrüche in der Region inzwischen geschlossen sind, was die Verfügbarkeit dieses charakteristischen Baumaterials stark einschränkt. Popp hebt hervor, dass die Liebe zu Sandsteinhäusern, wie sie in Cottenbach zu finden sind, durch sorgfältige Restaurierungen weiterhin gepflegt wird.
Die Tradition der Sandsteinbauweise in Bayreuth reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück und wird von vielen historischen Dokumenten belegt. August Gebessler erwähnt in seinem Sammelband „Stadt und Landkreis Bayreuth“ aus dem Jahr 1959 nicht nur die historische Verbreitung in Bauernhäusern, sondern auch in Wohn- und Stallbauten. Diese Bauweise spiegelt die Verbindung zur fränkischen Landschaft wider und zeigt sich in den verschiedenen Farbtönen des Sandsteins, die von warmem Gelb über Graugelb bis hin zu leicht rötlich variieren. Die Wandlung und Vielfältigkeit der Sandsteinarchitektur wird auf der Webseite Markgrafenkultur eindrucksvoll präsentiert, wo zahlreiche Abbildungen aus dem 18. Jahrhundert dokumentiert sind.
Die Vielfalt der Sandsteinarchitektur
Die Sandsteinarchitektur in Bayreuth umfasst eine Vielzahl von Bauwerken. Dazu zählen markante Markgrafenkirchen, prächtige Schlösser und Jagdschlösser, aber auch barocke Brunnen und Mühlen. Ein regionales Highlight stellen die Taubenhäuser dar, ausgeführt mit bemerkenswerten Sandsteinsäulen. Innovative Ansätze in der Landnutzung zeigt das Projekt „Sandsteinkabinette“ in der Wilhelminenaue am Roten Main, welches als Aussichtsplattformen dient und gleichsam Teil eines landschaftsplanerischen Freiraumkonzepts ist. Die Erdbetonwände, welche mit verschiedenen regionalen Sanden gestaltet wurden, stammen von dem Landschaftsarchitekturbüro Hahn Hertling von Hantelmann und verstärken die visuelle sowie räumliche Wirkung der Umgebung.
Ein weiterer Aspekt ist die Bedeutung von Denkmalschutz und energetischer Sanierung, die auch im Kontext der Sandsteinbauweise eine Rolle spielt. Das Bauturm-Projekt zeigt, wie Denkmalschutz mit wirtschaftlicher Planung kombiniert werden kann. Hier wurden Büroräume, eine Kaffeerösterei und eine Wohnung inmitten eines historischen Rohbaus geschaffen. Der Schwerpunkt lag auf der Erhaltung der historischen Bausubstanz und der Verbesserung der Energieeffizienz. Die Kernsanierung umfasste eine komplette Erneuerung der Haustechnik, einschließlich Elektrizität, Sanitär und Heizung.
Das Team von ELLERBROEK Architektur hat die bestehende Struktur schützend behandelt und konnte von Zuschüssen und Fördermaßnahmen profitieren. Dieses Projekt verdeutlicht auch den Trend, dass die Umwandlung von Gewerbeflächen in Wohnraum zunehmend als wirtschaftliche Lösung betrachtet wird. In einem Beispiel wurden vier sanierte Wohnungen verkauft und zwei vermietet, was die Rendite innerhalb von zwei bis drei Jahren um ein Viertel steigern kann.
Der Erhalt der regionalen Sandsteinbauweise bleibt eine wichtige Aufgabe, die Menschen an verschiedenen Orten dazu ermutigt, sich für die Rettung und Restaurierung dieser schützenswerten Kulturgeschichte zu engagieren. Der Verein rettetdiefachwerk-undsandsteinhaeuser.de spielt hierbei eine zentrale Rolle, indem er Maßnahmen unterstützt und fördert, um die Schätze der Region für kommende Generationen zu bewahren.