Rocket Factory Augsburg (RFA) hat einen bedeutenden Meilenstein in der europäischen Raumfahrt erreicht. Am 19. Januar 2025 erhielt das Unternehmen die Lizenz für ihre Trägerrakete „RFA ONE“ von der britischen Zivilluftfahrtbehörde CAA. Dies stellt die erste Lizenz für vertikale Starts einer privat entwickelten Orbitalrakete in Europa dar, was die Entwicklung der Raumfahrtindustrie in Kontinentaleuropa maßgeblich vorantreibt, berichtet Merkur.
Der erste Testflug der „RFA ONE“ ist für 2025 vom SaxaVord Spaceport auf der schottischen Insel Unst angesetzt. Die Rakete hat eine Höhe von etwa 30 Metern und besteht aus drei Stufen. Die erste Stufe wird von neun Helix-Triebwerken angetrieben, wobei die zweite Stufe ein modifiziertes Helix-Triebwerk verwendet. Als dritte Stufe fungiert ein Orbital Transfer Vehicle namens „Redshift“, das dazu dient, Satelliten in die Erdumlaufbahn zu bringen.
Technische Details und Kapazitäten
Ein bemerkenswertes Merkmal der „RFA ONE“ ist die Wiederverwendbarkeit der ersten Raketenstufe, was zur Kosteneffizienz des Projekts beiträgt. Die Rakete hat die Fähigkeit, bis zu 1.300 Kilogramm Fracht in einen 500 Kilometer hohen sonnensynchronen Orbit (SSO) zu transportieren. Bei höheren Umlaufbahnen verringert sich diese maximale Fracht.
Die Entwicklungen bei RFA begannen 2019, wobei die erste Stufe mit neun Helix-Motoren, die jeweils 100 kN Schub erzeugen, angetrieben wird. Diese Motoren nutzen RP-1, das als Raketenbenzin fungiert, und flüssigen Sauerstoff. Besonders interessant ist, dass die Entwicklung des Helix-Motors von einem zuvor eingesetzten Gasgeneratorzyklus auf einen sauerstoffreichen Stufenkombinationszyklus umgestellt wurde.
Unternehmenshistorie und Investitionen
Rocket Factory Augsburg wurde 2018 als Spin-off von OHB SE gegründet. Zu den Gründern gehören Jörn Spurmann, Stefan Brieschenk, Hans Steiniger, Marco Fuchs und andere prominente Persönlichkeiten der Raumfahrtindustrie. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich seit März 2021 in Augsburg, wo mehr als 300 Mitarbeiter aus über 30 Ländern beschäftigt sind. Im Rahmen der Weiterentwicklung der „RFA ONE“ erhielt RFA eine finanzielle Unterstützung von 11 Millionen Euro, um die Rakete weiter zu optimieren.
RFA hat zudem im April 2022 die zweite Runde des „DLR Mikrolauncher-Wettbewerbs“ gewonnen. Dieser Vertrag beinhaltet den Start von 150 Kilogramm für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) während der ersten beiden Flüge der „RFA ONE“. Ebenso sicherte sich das Unternehmen im Januar 2023 exklusiven Zugang zur Startplattform Fredo am SaxaVord Spaceport, wobei eine langfristige Partnerschaft mit einer Investition im zweistelligen Millionenbereich angestrebt wird.
Vorbereitung auf zukünftige Starts
Die Testreihe der „RFA ONE“ umfasst mehrere spannende Etappen. Die ersten Testfahrzeuge erlebten im August 2021 ihre kryogenen Drucktests, gefolgt von heißen Tests des Helix-Raketenmotors im Juli 2022. Ein integrierter Test des Stufen- und Motorsystems fand im März 2023 statt und dauerte 280 Sekunden. Ein aktueller heißer Test mit fünf Helix-Motoren wurde im Mai 2024 am SaxaVord Spaceport durchgeführt.
In Zukunft plant RFA, diese Anlagen zur Durchführung monatlicher Raketenstarts zu nutzen, beginnend im Jahr 2025. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von kleinen Satelliten und der steigenden Nachfrage nach flexiblen und kosteneffizienten Raumfahrtdiensten wird die „RFA ONE“ eine Schlüsselrolle im europäischen Raumfahrtmarkt spielen, ergänzt auch eine Analyse der globalen Raumfahrtindustrie, die von FlyPix AI bereitgestellt wurde.