Am 31. Dezember 2024 kommen viele Menschen in den Genuss von festlichen Feiertagen. Doch während viele dem Genuss von Alkohol frönen, wird zunehmend auf die gesundheitlichen Risiken dieses Suchtmittels hingewiesen. Alkohol kann problematische Auswirkungen auf das emotionale Steuerungssystem im Gehirn haben und Menschen in einen Teufelskreis der Abhängigkeit zwingen. Prof. Dr. Falk Kiefer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin in Mannheim und Inhaber des Lehrstuhls für Suchtforschung an der Universität Heidelberg, betont, dass der Verzicht auf Alkohol oft mehr erfordert als bloße Abstinenz. Besonders bei denen, die Alkohol zur Selbstmedikation verwendet haben, sind alternative Beschäftigungen, wie körperliche Aktivität, Musik, Entspannung oder soziale Kontakte, wichtig, um die entstehende Lücke zu füllen. Kiefer ist zudem Präsident der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie und hat gemeinsam mit Nathalie Stüben das Buch „Frauen und Alkohol“ verfasst.
Die Behandlung von Alkoholabhängigkeit ist ein sensibles Thema, das besondere Rücksichtnahme erfordert. Laut einer Untersuchung ist eine disziplinarische Entlassung im Rahmen einer Alkoholabhängigkeitsbehandlung nicht immer erforderlich, wenn ein Rückfall eintritt. Es ist wichtig, zunächst zu klären, wie es zu diesem Rückfall kam und den betroffenen Personen Zuspruch und Zuwendung zukommen zu lassen, um sicherzustellen, dass sie wieder nüchtern werden. Die psychotherapeutische Intervention hat dabei Priorität. In einem Fallbeispiel meldete sich ein 43-jähriger Patient nach einem Rückfall intoxikiert. Empfohlene Maßnahmen umfassten, ihm einen Termin in einer Woche anzubieten, einen Besuch beim Hausarzt zu empfehlen und es zu vermeiden, Rückfälle als Katastrophen zu betrachten. Offene Gespräche, sowohl mit der Partnerin als auch über den Rückfall selbst, werden als wichtig erachtet.
Therapeutische Ansätze bei Alkoholabhängigkeit
Einbeziehung von Angehörigen in die Therapie spielt eine zentrale Rolle, um das wahre Ausmaß der Abhängigkeit zu erfassen. Ziel ist es, Veränderungen bei Angehörigen zu erreichen, die die Abstinenz unterstützen, sowie Kommunikationsfähigkeiten zu trainieren, um Rückfallrisiken zu bewältigen. Darüber hinaus sollten Konflikte mit Angehörigen lösen und ein besseres Verständnis für die Abhängigkeit gefördert werden.
Die Haltung der TherapeutInnen ist entscheidend; die Motivation zur Abstinenz wird gefördert und es wird stets angestrebt, dass die Betroffenen selbst um ihre Behandlung bemühen. Konfrontation und Druck werden nicht immer als erforderlich angesehen, jedoch sollte vollständige Abstinenz angestrebt werden. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die Behandlung ausreichend lang sein sollte, da Rückfälle in der Regel zu erwarten sind.
Die Diagnosekriterien für Alkoholabhängigkeit beinhalten, dass der Entzug und Craving nicht zwingend Voraussetzung sind, jedoch die fehlende Kontrolle über den Alkoholkonsum als ein zentrales Kriterium zählt. Um Rückfälle nach einer Abstinenz zu verhindern, sind spezifische Trainings zur Bewältigung von Risikosituationen unabdingbar, um in der Lage zu sein, Probleme ohne Alkohol zu lösen. Die Vermeidung früherer Trink-Situationen ist nicht immer ratsam.
Tools zur frühzeitigen Erkennung von Alkoholproblemen, wie der Alcohol Use Disorder Identification Test (AUDIT), werden empfohlen, um festzustellen, welche Patienten intensiver hinsichtlich ihres Alkoholkonsums untersucht werden sollten. Anticraving-Medikamente können als Unterstützung in der ambulanten Behandlung dienen, sind jedoch keine Alternative zur psychotherapeutischen Behandlung. Sie sollen die Wirksamkeit stationärer Behandlungen erhöhen.
Die Prognose nach Alkoholentzug ist differenziert zu betrachten. Es zeigt sich eine hohe Rückfallquote im ersten Jahr, gleichzeitig sind die Heilungschancen bei Alkoholabhängigkeit im Vergleich zu anderen chronischen Erkrankungen als gut einzuschätzen. Motivierte Patienten können abstinent bleiben, und über 80 Prozent der Patienten verbleiben nach einer adäquaten Therapieeinrichtung in den ersten 12 Monaten abstinent. Jüngere Patienten haben dabei in der Regel bessere Erfolgsaussichten.