Die demografische Entwicklung zeigt, dass immer mehr ältere Menschen aktiv in der Kirchenmusik tätig sind. Eine Studie von Sonntagsblatt hebt hervor, dass viele über 65-Jährige in kirchenmusikalischen Ensembles mitwirken, sei es als Chormitglieder, Organisten oder Chorleiter. Diese Bevölkerungsgruppe hat nicht nur einen entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung kirchenmusikalischer Aktivitäten, sondern nimmt auch aktiv an Gottesdiensten und Konzerten teil und prägt somit die Entscheidungen über die Kirchenmusik.
Die positiven Effekte von Musik auf das Wohlbefinden sind unumstritten. Studien belegen, dass Musizieren Körper, Geist und Seele fördert. Besonders ältere Menschen profitieren von gemeinschaftlichem Musizieren, da dies soziale Interaktion und Freundschaften stiftet, was zu einer lebenslangen Begleitung durch Kirchenmusiker beiträgt. Die Kantoren bemühen sich darum, ein ansprechendes Umfeld für Musikinteressierte aller Altersgruppen zu schaffen, so berichtet Goldene Senioren.
Die Rolle der Musikgeragogik
Musikgeragogik, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen eingeht, steht im Zentrum dieser Entwicklungen. Sie vereint Musikpädagogik und Geragogik und hat das Ziel, die Lebensqualität älterer Menschen zu steigern sowie deren gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. In der Praxis zeigt sich, dass Musik nicht nur emotionale Gesundheit und Gedächtnis unterstützt, sondern auch Einsamkeit verringert.
Gemeinsame musikalische Aktivitäten, wie Singkreise und Chorarbeit, fördern das Gemeinschaftsgefühl und können besonders bei Demenzpatienten eine Schlüsselrolle spielen. Bekannte Lieder aktivieren Erinnerungen und schaffen eine Verbindung zur Vergangenheit, wodurch die Teilnahme an solchen Aktivitäten erleichtert wird. Diese Aspekte werden auch in der Dissertation von Kerstin Schatz behandelt. Ihr Buch, das sich mit der Musikgeragogik im Kontext von Kirche beschäftigt, verleiht diesem Thema besondere wissenschaftliche Relevanz. Ueben und Musizieren beschreibt dabei, dass die Forschung zu diesem Thema erst am Anfang steht.
Herausforderungen und Chancen
Die Herausforderungen des demografischen Wandels in einer zunehmend säkularen Gesellschaft verlangen eine Neuausrichtung der Kirchenmusik. Es wird wichtig, die Potenziale der Kirchenmusik für Senioren sichtbar zu machen und diese als „Kerngemeinde“ in die Gestaltung einzubeziehen. Die Seniorengeneration ist bereits im kirchenmusikalischen Leben präsent, und ihre musikalischen Fähigkeiten sollten besser genutzt werden, um auch jüngere Generationen anzuziehen.
Kirchenmusiker stehen vor der Aufgabe, Musik als ein Mittel zur Förderung sozialer Interaktionen und zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls zu nutzen. Die Ansprüche an künstlerisch hochwertige Kirchenmusik sind untrennbar mit sozialen Aufgaben verbunden. Nur so kann ein Rahmen geschaffen werden, der sowohl die älteren als auch die jüngeren Generationen in die kirchenmusikalische Entwicklung einbezieht.