Am 16. April 2025 laufen in vielen Gemeinden des Landkreises Aichach-Friedberg die Vorbereitungen für die traditionellen Jaudus- oder Osterfeuer, die meist am Karsamstag entzündet werden. In Anbetracht der hohen Brandgefahr aufgrund der anhaltenden Trockenheit hat Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamtes Aichach-Friedberg, besondere Regeln für die Durchführung der Feuer bekannt gegeben. Die wichtigste Regel besagt, dass das Material erst wenige Tage vor der Veranstaltung aufgehäuft werden darf, um die tierischen Bewohner der Umgebung zu schützen. Darüber hinaus muss jede Veranstaltung mindestens eine Woche im Voraus schriftlich bei der zuständigen Gemeinde angezeigt werden.
Das Verbrennen von Abfällen jeglicher Art ist strengstens untersagt. Zudem darf bei starkem Wind kein Feuer entzündet werden, und bei akuter Waldbrandgefahr sind bereits gemeldete Feuer gänzlich untersagt. Dennoch gibt es derzeit kein generelles Verbot vonseiten des Landratsamtes, und Veranstalter werden aufgefordert, aktuelle Informationen auf der Website des Landratsamtes zu beachten Augsburger Allgemeine berichtet, dass die tiefe Verwurzelung dieser Tradition im Wittelsbacher Land bekannt ist.
Die Tradition der Jaudusfeuer
Historisch gesehen wurden die Feuer einst mit Pferdefuhrwerken transportiert. Heute kommen Familien, Jugendliche und Paare zu den Feuern, die traditionell mit einer Puppe aus Stroh und alten Kleidern geschmückt ist, welche Judas darstellen soll. Während der Brauch als eine Form des Zusammenkommens und der Gemeinschaftspflege angesehen wird, sieht er sich auch kritischen Stimmen gegenüber, die das Jaudusfeuer als antisemitisch und antijudaistisch betrachten. Forderungen nach Abschaffung des Brauchs werden laut, während die Veranstaltung vor Ort von vielen als kulturelles Erbe und als ein Mittel zur Vertreibung des Bösen vor dem Frühlingsbeginn gefeiert wird Brauchwiki.
Ab 10 Uhr morgens steht an jedem Jaudus-Scheiterhaufen eine Feuerwache, um zu verhindern, dass Unbefugte das Feuer vor der offiziellen Zündung entzünden. Die Tradition wird in vielen Regionen Deutschlands gepflegt, besonders in Bayern, wo sie unter verschiedenen Namen bekannt ist. Im Landkreis Freising ist der Begriff „Ostermobrenna“ gebräuchlich, während in Bad Königshofen vor 1968 das Ritual als „Feuerweihe“ bezeichnet wurde. Im Lechrain hat sich der Ausdruck „Jaudusfeuer“ durchgesetzt, wobei diese Feierlichkeiten kulturelle Historie und lokale Bräuche miteinander verbinden.
Kritik und Diskussion
Die Praxis des Verbrennens von Puppen, die oft stereotype Merkmale tragen, ist aus einer langen Tradition heraus entstanden, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Die erste Erwähnung der Puppenverbrennung fand 1893 statt, wobei zuvor Stroh umwickelte Kreuze verbrannt wurden. Diese Tradition steht symbolisch für die Bestrafung des Judas Iskariot, der Jesus Christus verraten hat. Während der Brauch insbesondere von christlichen Laiinnen und Laien organisiert wird, sind auch örtliche Pfarren involviert. In bestimmten Regionen gibt es jedoch lokale Varianten, wie etwa die „Judasjagd“ in Ebenhausen oder „Steckerl brennen“ in den Landkreisen Cham und Neustadt an der Waldnaab.
Die Ursprünge des Judasfeuers sind nicht umfassend erforscht, es wird jedoch angenommen, dass sie aus weltlichen Osterfeuern hervorgegangen sind. Trotz der kritischen Auseinandersetzung mit dem Brauch blieb das Jaudusfeuer in vielen Gemeinden nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin ein beliebtes Ereignis, auch wenn die Zahl der Brauchausübungen in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen ist. Die Diskussion um die antisemitischen Aspekte des Brauchs wird durch Berichte der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS) beleuchtet, die die symbolische Übertragung des Verrats von Judas auf Jüdinnen und Juden thematisiert Brauchwiki.