In Villingen-Schwenningen, einer Stadt mit knapp 90.000 Einwohnern, wächst die Sorge um die medizinische Versorgung. Der akute Mangel an Ärzten, insbesondere bei Kinder- und Hausärzten, zwingt die Stadt zu handeln. Um die Situation zu verbessern, wird ein neues medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) eingerichtet. Der erste Standort des MVZ ist in der Schwenninger Innenstadt geplant, gefolgt von einer weiteren Niederlassung in der Villinger Innenstadt.
Der Druck auf die Stadtverwaltung hat zugenommen, nachdem Peter Röser, ein Kinderarzt aus Schwenningen, seine Kassenzulassung aufgab. Dies führte zu Protesten in der Bevölkerung, die sich besorgt um die Qualität und Verfügbarkeit der Gesundheitsversorgung äußert. Zudem hat die Schließung einer Praxis in Villingen das Thema noch drängender gemacht. Laut Schwarzwälder Bote wäre eine Bedrohung für die Gesundheitsversorgung gegeben, da in Villingen-Schwenningen aktuell 500 Betreuungsplätze fehlen, was auf einen Fachkräftemangel zurückzuführen ist.
Die Gründung des Versorgungszentrums
Das MVZ wird als gemeinnützige Genossenschaft geführt, wobei die Stadt Villingen-Schwenningen maßgeblich beteiligt ist. Sie übernimmt acht Anteile in Höhe von insgesamt 40.000 Euro. Außerdem werden auch der Landkreis und das Klinikum je einen Anteil zeichnen, allerdings lediglich als ideelle Mitgliedschaften. Die Gründung dieses Versorgungszentrums ist jedoch mit erheblichen Anfangskosten verbunden. Diese werden auf bis zu 320.000 Euro in den ersten zweieinhalb Jahren geschätzt und müssen von der Stadt getragen werden.
Der geplante Startschuss für das MVZ fällt auf den 1. Oktober, zunächst mit zwei Allgemeinmedizinern. Ein Kinderarzt wird dann am 1. Januar hinzukommen. Die Fachfirma Diomedes wird die Gründung des MVZ begleiten, und André Saliger ist als erster Geschäftsführer vorgesehen. Eine Informationsveranstaltung, die bereits 35 interessierte Mediziner anzog, zeigt das große Interesse an einer Mitarbeit im MVZ.
Gesundheitsversorgung und Bürgerbewertung
Trotz dieser Entwicklungen bleibt das Thema der Gesundheitsversorgung ein heißes Eisen. Die Bürger bewerten die medizinische Versorgung in Villingen-Schwenningen mit durchschnittlich 5,21 Punkten als unterdurchschnittlich. Zum Vergleich liegt der Durchschnittswert im Landkreis bei 5,96 Punkten. Diese Bewertungen zeigen, dass die Unsicherheiten bei den Bürgern weiterhin groß sind. Ein weiterer Schock wird durch die Entscheidung eines Kinderarztes in Schwenningen deutlich, der künftig als Privatarzt arbeiten wird, was die Versorgungslage zusätzlich belasten könnte.
Die Gesundheitseinrichtungen stehen vor der Herausforderung, Ärzte und Pflegekräfte zu gewinnen. Laut einer Analyse von PwC sind angemessene Gehälter der wichtigste Anreiz für die Anwerbung im Gesundheitswesen. 68 Prozent der potenziellen Bewerber geben an, dass Gehaltsanreize entscheidend sind, um langfristig im Pflegebereich tätig zu bleiben. Die mittel- bis langfristigen Ziele des MVZ zielen darauf ab, die Versorgungsnot zu lindern und eine „schwarze Null“ bis 2027 zu erreichen.
Die kommende Zeit wird entscheidend für die gesundheitliche Versorgung in Villingen-Schwenningen sein, und die Implementierung des MVZ könnte einen entscheidenden Schritt in die richtige Richtung darstellen.