Am Landgericht Ravensburg wird heute, am 13.03.2025, ein Urteil in einem schockierenden Prozess erwartet, der die Gesellschaft erschüttert hat. Der 26-jährige Angeklagte aus Ertingen (Kreis Biberach) steht im Verdacht, eine Familie über einen längeren Zeitraum drangsaliert und zwei Frauen vergewaltigt zu haben. Dies berichtet der SWR.
Von der Bedrohung zur Entführung
Laut den Angaben des SWR gab sich der Angeklagte als Elite-Soldat der Bundeswehr aus und überzeugte die betroffene Familie, dass sie von einer fremden Macht bedroht würden, die es auf ihr Leben abgesehen habe. Er behauptete, dass unter ihrem Haus eine Bombe liege und sogar das US-Verteidigungsministerium in die vermeintliche Bedrohung involviert sei. Dabei hatte der Angeklagte kein Team hinter sich und war kein Soldat – diese Behauptungen waren durchweg erfunden.
Über die bevorstehenden Geschehnisse berichtete er, dass er die Familie schützen würde, sofern sie seinen strengen Regeln folgten. Diese Regeln umfassten ein tägliches Sportprogramm unter seiner Aufsicht sowie das Verbot, ohne seine Erlaubnis zu schlafen, zu trinken, zu essen oder das Haus zu verlassen. Mit einem fingierten Ausbildungsvertrag der Bundeswehr, der Gehorsam verlangte, entblößte der Angeklagte seine Taktik der Manipulation und Kontrolle.
Anklagen und Geständnisse
Der Prozess, welcher Ende Februar begonnen hat, brachte erschreckende Geständnisse ans Licht. Der Angeklagte gab zu, zwei Frauen – die Tochter der Familie sowie deren Freundin – unter Druck gesetzt und zu sexuellen Handlungen gezwungen zu haben. Die Freundin wurde schwanger, während beide Frauen nun schwer traumatisiert sind und in psychologischer Behandlung stehen. Eine der Frauen erstattete Anzeige, als sie erkannte, dass der Angeklagte kein Soldat war. Über 15.000 Euro sollen an den Angeklagten geflossen sein, was auf eine tiefere Dimension der Ausbeutung hindeutet.
Der Angeklagte selbst kann sich nicht erklären, warum er diese Taten begangen hat. Die Psychiatrierung wird zurzeit geprüft, wobei Experten eine mögliche Intelligenzminderung des Angeklagten vermuten. Die Schuldfähigkeit wird von einem psychiatrischen Gutachter evaluiert, bevor die Plädoyers von Anklage und Verteidigung folgen.
Psychologische gewalterfahrungen in Deutschland
Die Schwere dieser Taten passt in einen größeren Kontext von Gewalt in Deutschlands Gesellschaft. Studien wie die des RKI zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland zeigen, dass Gewalterfahrungen weit verbreitet sind. Zunächst wird berichtet, dass etwa jeder 20. Teilnehmende in den letzten 12 Monaten von körperlicher Gewalt betroffen war; Männer sind dabei signifikant häufiger betroffen als Frauen.
Psychische Gewalt hingegen betrifft jeden fünften Erwachsenen. Diese Gewalt wird häufig im häuslichen Bereich ausgeübt, wobei Frauen tendenziell Opfer, aber auch Täterinnen sind. Über 75% der Opfer körperlicher Gewalt zeigen starke oder sehr starke Beeinträchtigungen, und psychische Gewalt hat erhebliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Opfer.
Der Fall um den Angeklagten aus Ertingen verdeutlicht auf besorgniserregende Art und Weise, wie persönliche Tragödien oft in ein größeres Bild von Gewalt und Missbrauch eingebettet sind. Mit dem bevorstehenden Urteil wird erwartet, dass auch die Fragen zur Verantwortlichkeit innerhalb der Gesellschaft neu aufgeworfen werden.