Der havarierte Öltanker «Eventin» sorgt in der Ostsee nördlich von Rügen für besorgniserregende Nachrichten. Seit dem vergangenen Freitag ist das 274 Meter lange Schiff manövrierunfähig, nachdem ein schwerer Stromausfall es stoppen ließ. Es treibt seither mit einer Ladung von 100.000 Tonnen Öl und stellt so eine potenzielle Umweltgefahr dar. Das Manöver zur Sicherung des Tankers und seine anschließende Schleppung in freieres Seegebiet gestalten sich jedoch als herausfordernd, insbesondere aufgrund der bevorstehenden Sturmwarnungen mit Böen der Stärke 9, die am Samstagmorgen erwartet werden. Meteorologen prognostizieren zudem Wellen von bis zu zweieinhalb Metern, was die Rettungsmaßnahmen zusätzlich erschwert, wie paz erwähnt.
Zur Sicherung des Tankers sind drei Schlepper im Einsatz, darunter der Notfallschlepper «Baltic», der von der westlichen Ostsee in die Nähe von Darßer Ort verlegt wird, um Stabilität zu gewährleisten. Ein Expertenteam, das mit Taschenlampen und Funkgeräten ausgerüstet ist, wurde via Hubschrauber auf die «Eventin» abgesetzt, um die Last gleichmäßig auf die Schlepper zu verteilen und die Situation unter Kontrolle zu halten. Trotz ihrer Bemühungen ist unklar, wann der Tanker in einen Hafen geschleppt werden kann.
Problematik der Schattenflotte
Die «Eventin» gehört zur sogenannten russischen Schattenflotte, einem Netzwerk von Tankern, die von Russland eingesetzt werden, um Sanktionen beim Öltransport zu umgehen. Laut Greenpeace gibt es insgesamt 192 Schiffe dieser Schattenflotte, von denen nur acht auf der EU-Sanktionsliste stehen. Die Schattenflotte, die oft unter der Flagge Panamas fährt, steht im Verdacht, sanktionierte Öltransporte durchzuführen und damit die russische Wirtschaft zu unterstützen, die trotz der vielen Sanktionen, die seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine verhängt wurden, weiterhin floriert. Käufer aus Ländern wie China, Indien und der Türkei spielen eine Schlüsselrolle in diesem Wachstum, während die EU versucht, die Maritimität dieser Aktivitäten zu unterbinden, zeit berichtet.
In der vergangenen Zeit ist die Anzahl der Öltankerfahrten in der Ostsee signifikant gestiegen, insbesondere seit Januar 2021 um 70 Prozent. Erschreckend ist, dass diese alten Tanker, die häufig unzureichende Umweltversicherungen aufweisen und deren Eigentumsverhältnisse unklar sind, durch Naturschutzgebiete navigieren, was die Gefahren eines möglichen Ölaustritts potenziert. Greenpeace warnt eindringlich vor den verheerenden Folgen einer potentiellen Ölpest für die Umwelt und die deutsche Küste, da historische Aufräumarbeiten Jahrzehnte in Anspruch nehmen könnten.
Umwelt- und Sicherheitsbedenken
Die Sicherheitslage rund um die «Eventin» ist kritisch. Alle Positionslichter an Bord sind erloschen, was aufgrund des Stromausfalls eine zusätzliche Gefahr darstellt. Während eines Überflugs durch ein Sensorflugzeug wurden glücklicherweise keine Ölverschmutzungen festgestellt, was einen kleinen Lichtblick in einer sonst bedrückenden Situation darstellt. Dennoch fordern Umweltaktivisten wie der Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack ein verstärktes Augenmerk auf die steigende Anzahl schrottreifer Tanker, die in der Ostsee verkehren, und die damit verbundenen Risiken. Vor diesem Hintergrund hat Außenministerin Annalena Baerbock Russland für die drohende Umweltgefährdung kritisiert und auf die potenziellen Auswirkungen auf den Tourismus hingewiesen.
Die „Eventin“ war auf dem Weg von Ust Luga in Russland nach Port Said in Ägypten, bis sie der Blackout zwang, ihren Kurs zu ändern. Das Manöver zur Rückgewinnung des Schiffes und die damit verbundenen Sicherheitsvorkehrungen erfordern höchste Aufmerksamkeit. Nur so kann sichergestellt werden, dass keine weiteren Umweltschäden entstehen und die fragile maritime Umgebung der Ostsee geschützt bleibt.