Im Ostalbkreis bleibt die Hebammenversorgung ein drängendes Thema. Laut einem Artikel der Schwäbischen Post haben werdende Mütter dort Schwierigkeiten, rechtzeitig eine Hebamme zu finden. Die gesetzlich geregelte Hebammenhilfe ist zwar ein Anrecht für schwangere Frauen, aber lange Wartelisten stellen ein Hindernis dar. Besonders betroffen sind Frauen in ländlichen Gebieten, wo sie oft mehrere Hebammen kontaktieren müssen, um eine Unterstützung zu finden.
Sabine Windmüller, Sprecherin der Hebammen im Ostalbkreis und Leiterin des Gmünder Geburtshauses, weist darauf hin, dass die Versorgungssituation in urbanen Zentren wie Gmünd, Aalen und Heidenheim gut ist. Im ländlichen Bereich jedoch sieht es anders aus. Viele Hebammen arbeiten in Teilzeit, sodass nicht alle Schwangeren in den Genuss der Hebammenhilfe kommen können. Die aufgrund der Teilzeitarbeit schwierige Verfügbarkeit führt dazu, dass die Unterstützung durch Hebammen, die nicht nur Geburten begleiten, sondern auch in der Schwangerenvorsorge und Wochenbettbetreuung helfen, limitiert ist.
Herausforderungen für Hebammen
Die Situation wird durch zusätzliche Herausforderungen kompliziert. Ein Problem ist die unzureichende Vergütung der Hebammen, die auch für die Berufshaftpflichtversicherung selbst aufkommen müssen. Windmüller schlägt vor, einen staatlichen Fonds einzurichten, der im Schadensfall Unterstützung bietet. Dies könnte die Finanzierung für selbstständige Hebammen erleichtern, deren hohen Kosten häufig ein Hinderungsgrund für den Berufseintritt sind.
Weltweit wird immer klarer, dass Hebammen eine entscheidende Rolle im Gesundheitssystem spielen. In Deutschland gibt es jährlich etwa 700.000 Geburten, was die Bedeutung einer ausreichenden Hebammenversorgung unterstreicht. Eine Reform des Hebammenrechts, die im Januar 2020 in Kraft trat, sorgt für einen modernen Ausbildungsansatz. Diese Reform führt zu einer akademischen Ausbildung, die in der Regel dreieinhalb Jahre dauert und sowohl Theorie als auch praktische Erfahrungen in Kliniken umfasst. Diese Reform ist mehr als notwendig, denn der Hebammenmangel ist ein weit verbreitetes Problem, das durch die Schließung vieler Geburtskliniken verstärkt wird.
Der Beruf und die sozialen Herausforderungen
Trotz des steigenden Bedarfs an Hebammen ziehen immer mehr von ihnen einen Berufsausstieg in Betracht. Eine Studie, die von Experten nach den Herausforderungen in der Hebammenversorgung durchgeführt wurde, zeigt, dass die Zufriedenheit unter Hebammen sinkt. Über 50% der Kliniken melden Schwierigkeiten, genügend Hebammen zu finden, und 18% der Stellen bleiben unbesetzt. Die Arbeitsbedingungen sind für viele untragbar geworden: Hohe Arbeitsbelastung und unzureichende Vergütung führen dazu, dass die Attraktivität des Berufs abnimmt.
Erfreulicherweise sind viele Mütter dennoch mit der Hebammenbetreuung zufrieden. Eine Umfrage zeigt, dass 90% der Mütter sich gut betreut fühlen, was die qualitative Seite der Hebammenarbeit unterstreicht. Dennoch bleibt die Frage bestehen, wie die Struktur der geburtshilflichen Versorgung verbessert werden kann, um zukünftige Engpässe zu vermeiden.
Als Antworten wurden unter anderem eine bessere Vergütung und die Umsetzung eines Eins-zu-eins-Betreuungsschlüssels vorgeschlagen. Diese könnten dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen für Hebammen zu optimieren und den Hebammenmangel gezielt zu bekämpfen.