Der traditionsreiche Familienbetrieb Gauermann GmbH aus Aalen, mit einer beeindruckenden Geschichte, meldet Insolvenz an. Das Unternehmen, das 1876 als Glaserei in Wasseralfingen gegründet wurde und seit 1975 in Aalen ansässig ist, ist seit langer Zeit in der Fenster-, Türen- und Fassadenbau-Branche tätig. Die Insolvenz wurde durch die Ulmer Anwaltskanzlei SGP Schneider Geiwitz & Partner mitgeteilt.
In den letzten Jahren sah sich der mittelständische Betrieb, der seit 2015 im Aalener Industriegebiet West angesiedelt ist, mit Herausforderungen konfrontiert. Laut den Insolvenzverwaltern liegt die Hauptursache für die finanzielle Schieflage in der anhaltenden Baukrise. Preisdruck, eine nachlassende Baubereitschaft und zahlreiche stornierte Bauprojekte setzen dem Unternehmen zu. Patrick Wahren, der vorläufige Insolvenzverwalter, äußerte, dass Umsatzrückgänge und steigende Materialkosten zusätzliche Faktoren sind, die zur Insolvenz führten.
Die Folgen für die Mitarbeiter
Das Unternehmen bestätigte, dass 35 Mitarbeiter über die Insolvenz informiert wurden. Ihre Löhne und Gehälter sind durch Insolvenzgeld gesichert, was eine gewisse finanzielle Entlastung bietet. In den kommenden Wochen wird nun die wirtschaftliche Lage penibel geprüft, um mögliche Optionen für eine Sanierung oder die Übertragung der Unternehmensanteile auf einen Investor zu evaluieren.
Erste Gespräche mit potenziellen Investoren haben bereits begonnen, wie Schwäbische.de berichtet. Des Weiteren führt auch der Werkzeughersteller Mapal in Aalen Kurzarbeit ein und plant Stellenabbau, ein weiteres Zeichen für die angespannt wirtschaftliche Lage in der Region.
Historie und Entwicklung des Unternehmens
Die Gauermann GmbH hat sich über fast 150 Jahre entwickelt und veränderte sich von einem Handwerksbetrieb zu einem spezialisierten Fensterbauunternehmen. Unter der Führung von Gerd Gauermann, der seit 2003 in der fünften Generation das Unternehmen leitet, wurde der Betrieb im Jahr 1987 in eine GmbH umgewandelt und stieg zur Marke Ihrer Branche auf. 2015 zog das Unternehmen in die heutigen Geschäftsräume um, die mit modernen CNC-Bearbeitungsmaschinen ausgestattet sind.
Die Bauwirtschaft insgesamt erlebt zurzeit turbulente Zeiten. Nach einem nachhaltigen Aufschwung von 2006 bis 2021 kam es durch den Angriffskrieg auf die Ukraine im Jahr 2022 zu einem abrupten Ende des Aufschwungs. Der war gepaart mit erheblichen Preissteigerungen und einem wachsenden Baubedarf für Wohnungen und marode Infrastruktur, wie bauindustrie.de beschreibt. Diese Umstände haben nicht nur Folgen für Gauermann, sondern auch für viele andere Betriebe in der Branche.
Die kommenden Wochen sind entscheidend für die Gauermann GmbH. Der Insolvenzverwalter strebt eine Lösung an, die sowohl den Mitarbeitern als auch den Gläubigern gerecht wird. Die Bemühungen um eine Sanierung oder einen Investor werden mit Hochdruck vorangetrieben, in der Hoffnung, dass dieses traditionsreiche Unternehmen fortbestehen kann.