Die kommenden Jahre in Mannheim stehen unter dem Zeichen eines radikalen Wandels in der Wärmeversorgung. Der örtliche Versorger MVV plant, sein Gasnetz bis 2035 vollständig stillzulegen und damit die Stadt von der Erdgasversorgung abzuschneiden. Diese Entscheidung hat eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen, die sich vehement für den Erhalt des Gasnetzes einsetzt.
Bei der Auftaktveranstaltung der Initiative „Mannheim gibt Gas“ im Stadtteil Feudenheim nahmen rund 200 Bürger teil. Viele Mitglieder der Initiative fühlten sich von MVV getäuscht, da sie auf die angegebenen Zeitrahmen vertraut hatten und nun vor einer ungewissen Zukunft stehen.
Geplante Gasnetzstilllegung und deren Konsequenzen
Ab 2035 wird es in Mannheim keine Gasheizungen mehr geben. MVV hat erklärt, dass dieser Schritt notwendig sei, um die Wärmewende bis 2045 auf Basis erneuerbarer Energien voranzutreiben. Grund für den Rückzug sind die steigenden Kohlenstoffpreise sowie eine sinkende Kundenzahl. Unabhängige Experten unterstützen diese Einschätzung.
Etwa 25.000 Haushalte in Mannheim sind von der Gasnetzstilllegung betroffen. Ein Teil dieser Haushalte kann auf Fernwärme umsteigen, während andere vor hohen Umrüstungskosten stehen könnten. Die Kosten variieren je nach Zustand des Gebäudes; modernisierte und gut gedämmte Häuser haben geringere Kosten im Vergleich zu älteren, ungedämmten Immobilien. Gerd Kaiser, ein Mitglied der Initiative, berichtet von den finanziellen Schwierigkeiten, die ihm die geplante Umstellung bereitet, trotz umfangreicher Sanierungen seines über 100 Jahre alten Hauses.
Bürgerengagement und Forderungen
Die Initiative plant, mit einer Demonstration vor der nächsten Aufsichtsratssitzung von MVV auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Jörg Fischer, ein Eigentümer mit Gasheizung, beklagt die mangelhafte Kommunikation seitens MVV, die ihm erst spät über die Stilllegung des Gasnetzes mitteilte. Er fordert von MVV eine bessere Informationspolitik zur Unterstützung der Bürger.
Zudem sind die Umstellungen auf alternative Heizmethoden in Städten wie Zürich bereits vollzogen worden, wo das Gasnetz in einem Stadtviertel stillgelegt wurde. Dort erhielten die Bewohner individuelle Beratungen und Beteiligungsmöglichkeiten. Mannheim hingegen hat bislang keine Regelungen für mögliche Entschädigungen für Neuanschlüsse von Gasheizungen geschaffen, was die Sorgen unter den Bürgern zusätzlich verstärkt.
Klimaziele und der Weg zur Fossilfreiheit
Die Rahmenbedingungen für die geplante Gasnetzstilllegung sind nicht nur ein lokales Thema. Deutschland hat sich im Bundesklimaschutzgesetz das Ziel gesetzt, bis 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen. Dies bedeutet, die CO₂-Emissionen in der Heiz- und Kühltechnik müssen bis dahin drastisch reduziert werden. Über ein Drittel der CO₂-Emissionen in Deutschland entstammen aus diesem Bereich.
Um die Klimaziele zu erreichen, wird ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien benötigt, wobei die Bundesregierung anstrebt, den Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch bis 2030 auf mindestens 80 % zu steigern. Diese strukturellen Veränderungen und die damit verbundenen Herausforderungen betreffen die gesamte Gesellschaft und erfordern ein gemeinsames Handeln.
Mit der Stilllegung des Gasnetzes in Mannheim werden nicht nur klare Schritte zur Erfüllung dieser Klimaziele unternommen, sondern auch die Notwendigkeit ersichtlich, den Bürgern ausreichende Informationen und Unterstützung zu bieten, um den Wandel erfolgreich zu gestalten.
Für viele bleibt die Zukunft der Wärmeversorgung in Mannheim noch ungewiss, während das Thema sowohl auf kommunaler als auch auf bundesweiter Ebene von zentraler Bedeutung ist.
Für weitere Informationen zu diesem Thema können Sie die Berichte von SWR, Süddeutsche Zeitung und Deutschland.de einsehen.
