In Griechenland, bekannt für seine atemberaubenden Landschaften und luxuriösen Urlaubsziele, wird Costa Navarino zum Schauplatz der 144. Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Diese findet von Mittwoch bis Freitag statt, während die Eröffnungszeremonie am Dienstag im antiken Olympia begangen wird. Unabhängig von der Schönheit der Umgebung steht ein großer Moment bevor: die Wahl des Nachfolgers oder der Nachfolgerin von Thomas Bach, der bis zum 23. Juni 2025 im Amt bleibt. Bach, der 2013 in Buenos Aires zum neunten IOC-Präsidenten gewählt wurde, hat in seiner Amtszeit zahlreiche Herausforderungen gemeistert und prägte die Rolle des IOC in turbulenten Zeiten.
Thomas Bach, geboren in Würzburg und aufgewachsen in Tauberbischofsheim, war nicht nur ein erfolgreicher Fechter, der 1976 Gold im Florett-Teamwettbewerb bei den Olympischen Spielen gewann, sondern auch ein gewiefter Taktiker. Sein Ansatz in der Sportpolitik war stets geprägt von der Überzeugung, dass organisierter Sport politisch neutral sein sollte, eine Position, die er seit 1980 vertritt. Bachs kritische Haltung gegenüber Boykotten als politisch unwirksam verlieh seiner Amtszeit eine besondere Note.
Kontroversen und Herausforderungen
Unter seiner Führung sah sich das IOC mit bedeutenden Herausforderungen konfrontiert. Besonders der russische Staatsdoping-Skandal, der bereits die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi überschattete, brachte Bach in die Kritik. Auch die politischen Spannungen durch den Überfall auf die Ukraine führten zu einem ambivalenten Umgang mit russischen Athleten, die trotz des Ausschlusses des russischen Olympiakomitees weiterhin an den Olympischen Spielen als neutrale Sportler teilnehmen durften. Bach selbst sieht dies als Erfolg seiner Politik, da er den Fokus auf die Teilnahme von Athleten aus 206 Nationalen Olympischen Komitees legte.
Die Olympischen Spiele in Tokio 2020, die aufgrund der COVID-19-Pandemie um ein Jahr verschoben werden mussten, sowie die Kontroversen rund um die Spiele in Peking 2022, die wegen angeblicher Menschenrechtsverletzungen in China international kritisiert wurden, machen deutlich, dass Bachs Amtszeit von Krisen geprägt war. Seine Entscheidung, sich beim letzten Auftritt als IOC-Präsident in Deutschland bei der Vollversammlung des Europäischen Olympischen Komitees Anfang März 2025 zu verabschieden, reflektiert seine lange und herausfordernde Zeit im Amt.
Reform und Zukunft des IOC
Mit Blick auf die Zukunft wird der nächste IOC-Präsident mit geopolitischen Spannungen und den Herausforderungen des Sports konfrontiert sein. Wie von sportschau.de berichtet, wird sich die kommende Leitung nicht nur mit der Rolle von Russland im internationalen Sport auseinander setzen müssen, sondern vor allem auch mit der Sammlung von Kräften aus verschiedenen Nationen. Bach wurde für die Zentralisierung der Kontrolle im IOC kritisiert, doch seine Agenda 2020, eine Sammlung von 40 Reformvorschlägen zur Kostensenkung und ökologischen Nachhaltigkeit, wird als Schritt in die richtige Richtung betrachtet, auch wenn die Umsetzung in der Praxis nicht immer erfolgreich war.
Die doppelte Vergabe der Olympischen Spiele 2024 an Paris und 2028 an Los Angeles sowie die Annäherung an die Athleten sind zentrale Komponenten seiner Reformversprechen. Trotz der Widrigkeiten zeigt Bach positive Ausblicke, wie die anstehenden Olympischen Spiele in Paris 2024, die nachhaltiger und urbaner ausgerichtet sein sollen.
Sein Abschied wird von vielen im Sport mit gemischten Gefühlen betrachtet. Während Bachs Erfolge in der Reform des Olympiasystems anerkannt werden, bleiben viele Fragen offen, insbesondere hinsichtlich der Mitbestimmung von Sportlern. Kritiker, wie Karla Borger von Athleten Deutschland, fordern nachdrücklich eine stärkere Einbindung der Athleten und deren Bedürfnisse im IOC. Es wird ein Wettlauf um die Nachfolge von Bach erwartet, mit sechs Kandidaten, darunter Sebastian Coe und Kirsty Coventry, die sich um die Präsidentschaft bewerben.
In kurzem, aber prägnantem Ausblick plant Bach, nach der Beendigung seiner Amtszeit eine Pilgerwanderung auf dem Jakobsweg zu machen, um Inspiration zu finden. Dabei hofft er, seine Erfahrungen und die Herausforderungen, mit denen er konfrontiert war, in einem neuen Licht zu reflektieren. Augsburger Allgemeine hebt hervor, dass Bach zwar einen bleibenden Eindruck hinterlässt, der Weg des IOC jedoch vorerst weiterhin von Unsicherheiten geprägt sein wird.