Die neue Netflix-Miniserie „Adolescence“ hat bereits fast 100 Millionen Abrufe verzeichnet und thematisiert ein hochaktuelles Thema: den Einfluss von Gleichaltrigen, Internet und sozialen Medien auf junge Männer. Stephen Graham, der Vater-Darsteller und Serien-Mitschöpfer, formuliert die zentrale Frage der Serie und verdeutlicht damit die Relevanz für die heutigen Jugendlichen. Diese Darstellung könnte nicht zeitgemäßer sein, da 11 % der Jugendlichen Anzeichen von problematischem Verhalten in Bezug auf soziale Medien zeigen, wobei Mädchen (13 %) stärker betroffen sind als Jungen (9 %).
Mit vier in Echtzeit gedrehten Episoden, jede etwa eine Stunde lang, bietet die Serie einen tiefen Einblick in die komplexen Herausforderungen, denen sich Jugendliche gegenübersehen. Die dritte Episode, unter der Regie von Philip Barantini, wird als besonders eindrucksvoll angesehen. Sie zeigt die Psychologin Erin Doherty, die den Jungen Jamie dazu befragt, was ihn zu seiner Tat bewogen hat. Jamie versucht, durch charmante Lügen zu beeindrucken, verliert jedoch irgendwann die Kontrolle über sich.
Relevanz in Schulen
In Großbritannien plant man, „Adolescence“ in Schulen kostenlos vorzuführen, was die Gesellschaft und die Bildungswelt in eine wichtige Diskussion über digitale Medien und deren Einfluss auf Jugendliche einbindet. Premierminister Keir Starmer hat die Serienmacher in der Downing Street empfangen und betont, dass das Ansehen der Serie für seine eigene Familie eine hartnäckige Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Jugend dargestellt hat. Er sieht die Initiative als entscheidend an, um vielen Schülern den Zugang zu dieser wichtigen Thematik zu ermöglichen.
Er hebt hervor, dass das Zuhören und das Lernen von den Erfahrungen jüngerer Generationen und Wohltätigkeitsorganisationen essenziell sind, um die Herausforderungen, die in der Serie behandelt werden, gezielt anzugehen.
Digitale Medien und ihre Schattenseiten
Die digitale Welt ist für Jugendliche eine ständige Quelle des Austauschs. So stehen 36 % der Jugendlichen jederzeit online mit Freunden in Kontakt, insbesondere 15-jährige Mädchen (44 %). Jedoch birgt die ständige Verfügbarkeit dieser Plattformen auch Risiken. Beispielsweise sind 12 % der Jugendlichen durch problematisches Spielverhalten gefährdet, wobei Jungen (16 %) häufiger betroffen sind als Mädchen (7 %).
Zusätzlich zeigt eine Studie, dass 95 % der Jugendlichen täglich das Internet nutzen. Unter den beliebtesten sozialen Medien sind laut der JIM-Studie von 2022 Instagram (31 %), TikTok (24 %) und YouTube (23 %). Diese Plattformen bieten den Nutzern Einsichten in die eigene Identität, führen aber auch zu erhöhtem sozialen Druck und Vergleich.
Dr. Hans Henri P. Kluge von der WHO betont die Notwendigkeit von Medienkompetenz und die Einführung von Altersbeschränkungen für soziale Medien. Ein offener Dialog über digitales Wohlbefinden in Familien und Schulen ist unabdingbar. Laut WHO wird auch gefordert, dass mehr in gesundheitsfördernde schulische Umgebungen und evidenzbasierte Programme investiert wird.
Es lässt sich also feststellen, dass das Thema „Adolescence“ bereits vor seiner Veröffentlichung einen wichtigen gesellschaftlichen Diskurs anstoßen könnte. Mit den richtigen Mitteln und dem Engagement aller Beteiligten könnten solche Initiativen dazu beitragen, die mentalen und sozialen Herausforderungen der Jugend zu addressieren und aufzuklären.