Im Zoo Karlsruhe wird derzeit ein neues Auswilderungsgehege für Luchse errichtet, um die Überlebenschancen dieser faszinierenden Tiere in der Wildnis zu erhöhen. Das Gehege, das eine Fläche von rund 5.000 Quadratmetern umfasst, soll im Frühjahr 2024 fertiggestellt werden, wodurch die ersten Luchse in einen sicheren Lebensraum einziehen können. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenden Projektes zur Stützung der Luchspopulation in Baden-Württemberg und Mitteleuropa, das im Herbst 2023 seinen Anfang nahm.
Die geplante Auswilderung zielt darauf ab, die Population der Karpatenluchse, die in Mitteleuropa zum Teil fast ausgestorben sind, zu sichern und zu erweitern. Momentan leben lediglich zwei wilde männliche Luchse sowie einer im November 2024 ausgesetzte Luchsdame im Schwarzwald. Die Dringlichkeit dieser Projekte ergibt sich aus der bedrückenden Tatsache, dass der Luchs seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Baden-Württemberg als ausgestorben gilt, während seit den 1980er Jahren zunächst nur vereinzelt männliche Luchse aus der Schweiz einwanderten.
Sichere Rahmenbedingungen für die Luchse
Das Auswilderungsgehege im Karlsruher Oberwald ist so konzipiert, dass es sowohl den Luchsen als auch den menschlichen Besuchern Sicherheit bietet. Mit einem äußeren Zaun, der mindestens 50 Meter Abstand zu Menschen hält, und einem inneren Elektrozaun, können die scheuen Tiere in einer relativ störungsfreien Umgebung leben. Zudem arbeiten die Pfleger hinter einem Sichtschutz, um die Tiere nicht zu verunsichern. Bis zu acht Jungtiere können darin untergebracht werden, wobei sie ausschließlich mit ganzen Tierkörpern von Jägern gefüttert werden, um ihren natürlichen Jagdinstinkt zu fördern.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Auswilderung ist, dass die Luchse nicht an Menschen gewöhnt sind und gesundheitlich fit sind. Tierärztliche Untersuchungen sind daher unerlässlich und umfassen sowohl den Allgemeinzustand als auch spezifische Aspekte wie Gelenke, Gebiss und Krallen. Vor der angestrebten Auswilderung müssen die Luchse auch gegen verschiedene Krankheiten geimpft werden.
Ein langfristiges Projekt zur Luchs-Rückkehr
Das Projekt, das von Minister Peter Hauk im März 2023 in Stuttgart angekündigt wurde, beinhaltet nicht nur die Auswilderung von Luchsen, sondern auch die Vernetzung europäischer Luchsvorkommen. Bis 2027 ist die Auswilderung von bis zu zehn vornehmlich weiblichen Luchsen in Baden-Württemberg geplant. Dies ist entscheidend, da weibliche Luchse notwendig sind, um eine reproduzierende Population aufzubauen.
Die Finanzierung der Projekte erfolgt aus Haushaltsmitteln sowie durch Spenden von Organisationen wie dem WWF und der HIT-Umweltstiftung. Die Zusammenarbeit mit regionalen Jagdverbänden und anderen Kooperationspartnern wie der Luchs-Initiative Baden-Württemberg, die seit 1986 für die Rückkehr des Luchses kämpft, spielt eine wesentliche Rolle für den Erfolg der Maßnahmen.
Erfolgreiche Auswilderungsprojekte in der Vergangenheit, wie im Schweizer Jura, Pfälzer Wald und in den Vogesen, zeigen das Potenzial dieser Initiativen. Das Karlsruher Gehege ist mit einem Investitionsvolumen von 350.000 Euro das zweite seiner Art in Deutschland und soll den Naturraum für Luchse als Lebensraum nachhaltig sichern und fördern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Rückkehr des Luchses in Baden-Württemberg nicht nur von ökologischer Bedeutung ist, sondern auch zur Aufwertung der Artenvielfalt in der Region beiträgt. Mit einem transparenten Austausch und Dialog zwischen allen betroffenen Parteien sollten diese Bemühungen in den kommenden Jahren fruchten und der Luchs als wichtiger Bestandteil des Ökosystems zurückkehren.
Für weitere Informationen zu aktuellen Entwicklungen und Veranstaltungen rund um das Luchs-Projekt in Baden-Württemberg, können Interessierte die Badische Zeitung und das Land Baden-Württemberg besuchen. Der Luchs-BW bietet darüber hinaus zahlreiche Informationen zu den Projekten und Initiativen zum Schutz des Luchses.