Am 14. April 2025 jährt sich der Einzug der französischen Besatzer in Höfen zum 80. Mal. Dieses Ereignis war wesentlich geprägt durch die Rolle des damaligen Bürgermeisters Hermann Geyer, der eine entschiedene Position zur friedlichen Übergabe der Gemeinde einnahm. Geyer, geboren 1882 in Stuttgart, war zuvor als General in der Wehrmacht aktiv und hatte eine eindrucksvolle militärische Laufbahn vorzuweisen.
Nach dem Absetzen des NSDAP-Kreisleiters übernahm er kurz vor dem Einmarsch der Franzosen die Amtsgeschäfte der Gemeinde. General Geyer sorgte dafür, dass keine deutschen Verbände mehr in Höfen waren, um Blutvergießen zu vermeiden und übergab die Gemeinde schließlich am 14. April 1945 an die französischen Truppen, die in amerikanischen Jeeps eintrafen. Telefonisch war er in Kontakt mit General Marie-Pierre Koenig, dem Oberkommandierenden der französischen Truppen.
Der militärische Werdegang
Hermann Geyer trat am 4. Juli 1900 in Stuttgart als Fahnenjunker in das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ Nr. 119 der Württembergischen Armee ein. Seine Beförderungen führten ihn rasch durch die Ränge: Fähnrich im Jahr 1901, Leutnant 1901, Oberleutnant 1910 und Hauptmann 1914. Im Ersten Weltkrieg zeigte er Zeugen seiner Tapferkeit und erhielt unter anderem das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes für seine Leistungen im Frankreichfeldzug.
Seine militärische Karriere war jedoch nicht nur durch Erfolge geprägt. Geyer hatte eine kritische Haltung gegenüber Hitlers Expansionsplänen und warnte den Diktator 1942 vor einem Winterfeldzug in Russland, was schließlich zu seiner Pensionierung führte. Trotz seiner Entlassung wurde er für den Zweiten Weltkrieg reaktiviert und war bis 1943 als Kommandierender General des IX. Armeekorps tätig.
Der dramatische Nachklang
Nach dem Kriegsende lebte Geyer von 1943 bis 1946 in Höfen bei der Familie Metzger. Am 10. April 1946, nur wenige Tage nach dem Einmarsch der Franzosen, beging Hermann Geyer Selbstmord am Wildsee bei Kaltenbronn. Zuvor hatte er sich gegen einen Befehl gewehrt, der die Umsiedlung von Vertriebenen in die amerikanische Besatzungszone vorsah. In einem Schreiben an General Koenig äußerte er seinen Protest.
Geyer wurde zunächst in Wildbad beigesetzt, später jedoch nach Höfen umgebettet. Sein Grab wurde 2009 von der Gemeinde restauriert, und ein neuer Gedenkstein wurde gesetzt. Dies geschah, um die Erinnerung an einen Politiker zu bewahren, der versuchte, mit Menschlichkeit und Autorität in schwierigen Zeiten zu führen.
Geyers Familie war tief betroffen von den Erlebnissen des Krieges: Sein älterer Sohn Peter fiel bereits 1942 in Frankreich, während sein jüngerer Sohn Ulrich 1948 nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft starb. Eine Gedenkplatte im Höfener Friedhof erinnert an die gesamte Familie Geyer, deren Schicksal eng mit der Geschichte des Ortes verknüpft ist.
Der 14. April 2025 wird nicht nur ein historisches Datum für Höfen sein, sondern auch eine Gelegenheit, Hermann Geyers Beitrag zur Vermeidung von Blutvergießen zu würdigen, verbunden mit der Tragik seiner persönlichen Geschichte und des Schicksals seiner Familie.