Die Automobilindustrie steht vor einer grundlegenden Umstrukturierung, die auch die Region um Böblingen stark betrifft. Mercedes-Benz hat angekündigt, dass bedeutende Produktionsverlagerungen nach Ungarn erfolgen werden. Diese Entscheidung wurde als Reaktion auf hohe Kosten und eine negative Wirtschaftsstimmung in Deutschland getroffen. Die Umsätze im Jahr 2024 sollen um insgesamt 6,8 Milliarden Euro zurückgehen, während das Unternehmen in derselben Periode mit einem Rückgang von über 4 Milliarden Euro beim Ergebnis rechnet. Dies geht aus den aktuellen Berichten von krzbb.de hervor.
Mercedes-Benz plant, im kommenden Jahr etwa 60.000 less verkaufte Fahrzeuge zu verzeichnen. Im Gesamtjahr 2024 werden lediglich 1,98 Millionen Fahrzeuge produziert, ein Rückgang im Vergleich zu 2,04 Millionen im Vorjahr. Diese Veränderungen werfen erhebliche Fragen zur Zukunft des Standortes Sindelfingen auf, wo die Produktionszahlen in den letzten Monaten bereits rückläufig waren.
Verlagerung der Produktion
Laut merkur.de wird Mercedes-Benz die Fertigungskapazitäten nach Ungarn verlagern, insbesondere in das Werk Kecskemét, das seine Kapazitäten auf 200.000 Fahrzeuge erhöhen soll. Die Produktionskosten in Ungarn sind rund 70% niedriger als in Deutschland. Bis 2030 soll der Anteil der Fahrzeuge, die in Ländern mit niedrigeren Produktionskosten gefertigt werden, von 15% auf 30% steigen.
In den nächsten drei Jahren wird Mercedes in Deutschland voraussichtlich 100.000 Fahrzeuge weniger produzieren. Gleichzeitig sind keine Schließungen von Werken in Deutschland geplant; stattdessen setzt das Unternehmen auf einen schrittweisen Personalabbau über natürliche Fluktuation und ein Abfindungsprogramm. Berichten zufolge könnten zwischen 15.000 und 20.000 Arbeitsplätze betroffen sein.
Strategische Neuausrichtung
Der Mercedes-Vorstandschef Ola Källenius kündigte die größte Technologie- und Produktoffensive in der Unternehmensgeschichte an. Dies beginnt mit dem neuen CLA, wobei der Erfolg dieser Strategie stark von der Nachfrage abhängt. Eine weiter steigende Fluktuationsrate könnte zudem zusätzliche Sparmaßnahmen erforderlich machen. Bis 2027 sollen die weltweiten Produktionskapazitäten von 2,5 Millionen auf 2 bis 2,2 Millionen Einheiten sinken.
Auch die Fertigungskosten sollen bis 2027 um 10% gesenkt werden. Trotz dieser Maßnahmen bleibt die Zukunft ungewiss. Die Arbeitsplatzsicherung „Zusi 2030“ schützt zwar die Mehrheit der Beschäftigten bis 2029 vor betriebsbedingten Kündigungen, jedoch könnte die Verlagerung wichtiger Modelle ins Ausland die Beschäftigungslage in Deutschland weiter destabilisieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Mercedes-Benz vor gewaltigen Herausforderungen steht, die sowohl wirtschaftliche als auch soziale Dimensionen mit sich bringen. Die kommenden Jahre könnten entscheidend sein für die Unternehmensstrategie sowie für den Standort Deutschland.