Die Stimmung in der Belegschaft von ZF Friedrichshafen ist derzeit stark gedrückt. Betriebsratsvorsitzende Achim Dietrich und Franz-Josef Müller äußerten sich in einem Interview zu der zunehmenden Verunsicherung unter den Mitarbeitenden. Die ZF Friedrichshafen AG, ein bedeutender Automobilzulieferer, befindet sich in einer Krise und hat den Abbau von bis zu 14.000 Arbeitsplätzen bis 2028 beschlossen. Die Verantwortlichen betonen, dass derzeit keine Kündigungen ausgesprochen werden, stattdessen werden Stellen nicht nachbesetzt, wenn Beschäftigte in den Ruhestand gehen. So sind bereits rechnerisch rund 4.000 Stellen durch eine Absenkung der Arbeitszeit weggefallen, wie swr.de berichtet.
Die Gründe für diesen Umbruch sind alarmierend. Die Wirtschaft in der Automobilbranche wird durch eine schwache Nachfrage, besonders im Pkw-Bereich, und eine unzureichende Produktentwicklung stark belastet. Diese Situation führt zu einem Umsatzverlust von nahezu einer Milliarde Euro, was die besorgniserregende Tendenz aufzeigt. Für das Geschäftsjahr 2024 wird ein Umsatz von lediglich 1,5 Milliarden Euro prognostiziert, nachdem das Unternehmen im Vorjahr noch 2,4 Milliarden Euro erzielt hatte. Hinzu kommt, dass die Unternehmen in der Branche aufgrund von Schulden und strukturellen Herausforderungen zu massiven Sparmaßnahmen gezwungen sind, wie merkur.de feststellt.
Neustrukturierung des Unternehmens
In dem Bestreben, flexibler auf die anhaltenden Herausforderungen reagieren zu können, plant ZF eine umfassende Neustrukturierung seiner Geschäftseinheiten. Die Division für Passive Sicherheitstechnik wurde bereits im September 2024 ausgegliedert und firmiert nun als ZF Lifetec. Auch die Antriebssparte, benannt als Division E, soll zwar ausgegliedert, jedoch nicht verkauft werden. Konzernchef Holger Klein betonte, dass der nachfolgende Partner das Unternehmen nicht „herausreißen“ sollte, was auf die Bemühungen um eine sozialverträgliche Umsetzung des Stellenabbaus hinweist.
Ein positiver Ausblick wird in Bezug auf die Unterstützung durch die Politik formuliert. So hoffen die Betriebsräte auf Entlastungen bei den Energiekosten, die für die Industrie von wesentlicher Bedeutung sind. In einem Koalitionsvertrag von Union und SPD wird die Autoindustrie als Leitindustrie hervorgehoben, was Signalwirkung auf die aktuelle Situation haben könnte. Diese Rahmenbedingungen sind entscheidend, da die Branche unter dem Druck sinkender Exporte nach China, mit einem Rückgang um 1% im Vergleich zum Vorjahr, leidet. Laut zdf.de sind massive Herausforderungen wie hohe Kosten und Unsicherheiten rund um die Elektrifizierung der Antriebstechnologien festzustellen.
Die Zukunft der Autoindustrie
Die Situation bei ZF ist jedoch nicht isoliert. Die deutsche Autoindustrie steht insgesamt vor massiven Herausforderungen. Die Beschäftigtenzahl ist auf 761.000 gesunken, verglichen mit 780.000 im Jahr zuvor. Branchenweite Probleme, wie die schwache Nachfrage und hohe Kosten, könnten zu einem weiteren Stellenabbau führen, der bereits als ein beginnender, schmerzhafter Schrumpfungsprozess wahrgenommen wird. Dies wird auch als Resultat von hohen Investitionen in die Elektromobilität betrachtet, die bislang nicht die gewünschten Markterfolge erzielt haben.
ZF Friedrichshafen ist Teil einer größeren Problematik, die zahlreiche Hersteller und Zulieferer betrifft. Unternehmen wie Mercedes-Benz, Porsche und Volkswagen haben ähnliche Sparprogramme angekündigt, die die Zukunft der Branche grundlegend beeinflussen könnten. Es bleibt abzuwarten, ob ZF seine Neustrukturierung erfolgreich umsetzen kann und ob die Unterstützung von politischer Seite aus den notwendigen Rückhalt bietet, um in dieser von Unsicherheiten geprägten Zeit bestehen zu können.