Weight Watchers International, bekannt für sein traditionelles Diätprogramm, steht vor gravierenden finanziellen Herausforderungen, die vermutlich in einem Insolvenzverfahren nach US-Recht (Chapter 11) münden werden. Wie Kreis Anzeiger berichtet, wird damit gerechnet, dass das Verfahren in den kommenden Monaten beginnt, um die Unternehmensstruktur zu stabilisieren und das operative Geschäft aufrechtzuerhalten.
Die Situation ist alarmierend: Weight Watchers hat Schulden in Höhe von rund 1,4 Milliarden Dollar und musste bereits im Januar 121 Millionen Dollar aus einer Kreditlinie von 175 Millionen Dollar entnehmen. Diese finanzielle Schieflage wird besonders durch einen Paradigmenwechsel in der Abnehmindustrie verschärft. Pharmazeutische Produkte wie Ozempic und Wegovy haben die Nachfrage nach konventionellen Diätprogrammen, die das Geschäftsmodell von Weight Watchers bilden, erheblich verringert.
Führungswechsel und Umsatzrückgang
Ein weiterer Dämpfer für das Unternehmen war der Rücktritt von Oprah Winfrey aus dem Verwaltungsrat Anfang 2024, nach dem sie einen Interessenkonflikt befürchtete. Winfrey spendete ihre Anteile an das National Museum of African American History and Culture (NMAAHC). Auch die Abgänge von CEO Sima Sistani im September 2024 und CFO Heather Stark im November 2024 haben zur Unsicherheit beigetragen.
Die Geschäftszahlen für das Jahr 2024 sind bedenklich. Weight Watchers verzeichnete einen Umsatzrückgang von 11,6 Prozent auf 785,9 Millionen US-Dollar und erlitten einen operativen Verlust von 236,2 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 hatte das Unternehmen noch einen operativen Gewinn von 22,3 Millionen Dollar erzielt. Das katastrophale Ergebnis hat dazu geführt, dass die Aktie des Unternehmens am 14. April 2025 nur noch bei etwa 0,16 Euro notiert und sich somit in der Kategorie der Pennystocks findet. Im Juni 2018 hingegen erreichte die Aktie ihren Höchststand von knapp 87 Euro.
Marktbedingungen und Restrukturierungslage
In einem breiteren wirtschaftlichen Kontext werden Unternehmen unterschiedlichster Branchen, nicht nur Weight Watchers, mit einer steigenden Notwendigkeit zur Restrukturierung konfrontiert. Laut einem Bericht von Manager Magazin sind es insbesondere instabile geopolitische Bedingungen, eine herausfordernde Geldpolitik der Zentralbanken und steigende Inflationsraten, die viele Unternehmen in die Knie zwingen. Deloitte berichtet, dass 90 Prozent der befragten Restrukturierungsexpert:innen mit einer Zunahme von Insolvenzen in den nächsten 12 Monaten rechnen.
Die notwendigen Anpassungen in den Geschäftsmodellen sind umfangreich. Flexibilität und strategische Neuausrichtung sind gefordert, um in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Umfeld bestehen zu bleiben. Besondere Herausforderungen treffen dabei Branchen wie das Gesundheitswesen, die Automobilindustrie sowie den stationären Einzelhandel, die alle vor existenziellen Schwierigkeiten stehen.
Konfrontiert mit diesen unbeständigen Marktbedingungen, wird die Notwendigkeit für eine umfassende Restrukturierung, ähnlich wie bei Weight Watchers, immer deutlicher. Unternehmen müssen sich anpassen, um nicht in die Insolvenz abzurutschen, und innovative Ansätze entwickeln, um sich den Veränderungen im Käuferverhalten und der Branche anzupassen.