Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) hat bekannt gegeben, dass die ärztliche Bereitschaftspraxis in Bad Saulgau zum 31. März 2025 geschlossen wird. Diese Entscheidung trifft nicht nur die dort lebenden Bürgerinnen und Bürger, sondern hat auch Auswirkungen auf die gesundheitliche Versorgung der Umgebung. Die Schließung wird als signifikante Einschränkung wahrgenommen, insbesondere da die Praxis an Wochenenden und Feiertagen geöffnet war.
Mit der Schließung der allgemeinärztlichen Bereitschaftspraxis, die zuvor im SRH Krankenhaus Bad Saulgau angesiedelt war und samstags, sonntags sowie an Feiertagen von 10 bis 16 Uhr offen hatte, wird die Versorgungslücke in der Region größer. Dennoch ist die medizinische Versorgung an den Wochenenden und Feiertagen weiterhin gesichert, da andere Bereitschaftspraxen in der Umgebung den Dienst übernehmen werden. So bleibt beispielsweise die Bereitschaftspraxis in Sigmaringen am SRH Krankenhaus von Samstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 8 bis 19 Uhr geöffnet. In Ravensburg wird die Oberschwabenklinik ebenfalls von Samstag bis Sonntag und an Feiertagen von 9 bis 19 Uhr ärztliche Hilfe leisten. Die Bereitschaftspraxis in Biberach hat an den gleichen Tagen von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Alternativen zur ärztlichen Bereitschaftspraxis
Von Seiten der KVBW wird darauf hingewiesen, dass die Bürgerinnen und Bürger auch über die kostenfreie Notrufnummer 116117 sowie online über www.116117.de ärztliche Hilfe anfordern können. Dies umfasst telemedizinische Beratung und die Organisation von Hausbesuchen. Ab dem 1. April 2025 sind außerdem erweiterte Kapazitäten in Ravensburg und Biberach vorgesehen: Es wird von längeren Öffnungszeiten und einer höheren Anzahl an Ärzten pro Schicht berichtet.
Die Schließung der Praxis erfolgt in einem Kontext, in dem rund 1000 Arztsitze in Deutschland derzeit unbesetzt sind. Ein Grund dafür ist die Ruhestandswelle der Baby-Boomer, die die Herausforderungen des Ärztemangels sowie die steigende Arbeitsbelastung in der ambulanten Versorgung verschärfen. Weiterhin besteht der Trend, dass viele junge Mediziner flexible Arbeitsmodelle bevorzugen, was die Lage weiter kompliziert.
Der Ärztemangel in Deutschland
Diese Entwicklung ist nicht nur ein lokales Problem, sondern spiegelt einen landesweiten Trend wider. Laut der Prognose der Bundesärztekammer wird bis 2035 ein Mangel von rund 12.000 Hausärzten erwartet, besonders in strukturschwachen Regionen. Regionen, die bereits unterversorgt sind, haben häufig eine drastisch niedrige Ärztedichte. In ländlichen Gebieten fällt diese in einigen Landkreisen unter 1,9 Ärzte pro 1.000 Einwohner, während städtische Gebiete teils über 7,0 Ärzte pro 1.000 Einwohner verfügen. Grund für diese Ungleichgewicht ist auch die hohe Altersstruktur unter Ärzten und die mangelnden Anreize für junge Mediziner, sich niederzulassen.
Die politischen Maßnahmen gegen diesen Ärztemangel beinhalten unter anderem die Einführung von Landarztquoten in manchen Bundesländern und finanzielle Unterstützungen für Niederlassungen in unterversorgten Gebieten. Auch die Digitalisierung und telemedizinische Angebote stehen im Fokus, um Versorgungslücken zu schließen. Alternativen aus anderen Ländern, wie digitale Sprechstunden in Skandinavien oder Medizinische Versorgungszentren in den Niederlanden, werden als mögliche Lösungen diskutiert.
Die Schließung der Bereitschaftspraxis in Bad Saulgau ist somit Teil eines größeren Problems, das die Gesundheitsversorgung in Deutschland betrifft. Akribische politische und gesellschaftliche Maßnahmen sind gefordert, um den Gesundheitsstandort nachhaltig zu sichern und den steigenden Anforderungen der Bevölkerung gerecht zu werden.