Eine umfangreiche Umfrage zum Sicherheitsgefühl in Baden-Württemberg zeigt, dass 47% der Befragten sich nachts auf öffentlichen Straßen und Plätzen unsicher oder sehr unsicher fühlen. Dies ist Teil einer ersten landesweiten Befragung zu Sicherheitsempfinden und Kriminalitätserfahrungen, die im Herbst 2023 durchgeführt wurde und an der über 35.500 Bürgerinnen und Bürger teilnahmen. Die Studie wurde vom Institut für Kriminologische Forschung im Auftrag des Landesinnenministeriums initiiert und bietet tiefgehende Einblicke in die Wahrnehmung der öffentlichen Sicherheit im Land. Laut badische-zeitung.de fühlten sich zudem 55% der Befragten nachts allein im öffentlichen Personennahverkehr unsicher oder sehr unsicher.
Die Ergebnisse zeigen auch, dass Frauen ein höheres Sicherheitsbedürfnis haben: Sie fühlen sich im öffentlichen Raum deutlich unsicherer als Männer. Innenminister Thomas Strobl bezeichnete die Studie als positiv, da die Mehrheit der Befragten Vertrauen in die Polizei hat. So glauben 75% der Menschen, dass die Polizei verfügbar ist, wenn sie gebraucht wird. Allerdings sieht nur knapp die Hälfte die Sichtbarkeit der Polizei als ausreichend an, was von Ralf Kusterer, dem Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, kritisiert wird. Er fordert mehr Investitionen in die innere Sicherheit, insbesondere im Hinblick auf den Anstieg von Gewaltkriminalität und unaufgeklärten Straftaten.
Erfahrungen mit Kriminalität
Die Umfrage erfasste auch Kriminalitätserfahrungen der Bürger. Am häufigsten berichteten die Befragten von versuchten Betrugsdelikten, hauptsächlich durch SMS oder Telefon. Die Anzeigequote für solche Betrugsdelikte liegt bei nur 8%, während die Anzeigebereitschaft bei Wohnungseinbrüchen bei 72% ist. Innenminister Strobl betont die Wichtigkeit, dass Opfer oder Zeugen Straftaten anzeigen, um die Sicherheit weiter zu erhöhen, so die ergänzenden Informationen von baden-wuerttemberg.de.
Trotz der allgemeinen Unsicherheit fühlen sich 93,3% der Befragten in ihrer eigenen Wohnung sicher, 90,6% in ihrer Wohngegend und 84,5% im Straßenverkehr. Frauen meiden außerdem verstärkt bestimmte Orte oder Verkehrsmittel in der Nacht aus Sicherheitsgründen, ein Trend, der auch in anderen Regionen Deutschlands zu beobachten ist. Über 50% der befragten Frauen geben an, solche Vorkehrungen treffen zu müssen. In einem breiteren deutsches Kontext zeigt die Studie „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland“, dass das Sicherheitsgefühl insgesamt auf hohem Niveau ist, jedoch bestehen auch hier Bedenken hinsichtlich der Polizeipräsenz und der Maßnahmen gegen Cyberkriminalität, wie in einem Bericht des Bundesinnenministeriums erläutert wird.
Ausblick und nachhaltige Initiativen
Die Bürgerbefragung ist nicht einmalig: Alle drei Jahre wird die Umfrage wiederholt, um aktuelle Entwicklungen und Trends in der Sicherheitswahrnehmung zu erfassen. Die ausführlichen Ergebnisse dieser Befragung werden im kommenden Sicherheitsbericht 2023 veröffentlicht, der im Frühjahr 2024 erscheinen soll. Darüber hinaus gibt es kreative Ansätze, um die Bürger zu motivieren, an der Umfrage teilzunehmen, wie die Verlosung von Polizeihubschrauberflügen und die Spende von Geldern an die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg, die bei jedem 100. ausgefüllten Fragebogen erfolgt.