Die geplante Maut auf dem Fernpass birgt Konfliktpotential und sorgt für wachsenden Frust in der bayerischen Grenzregion. Bürgermeister Stephan Märkl von der CSU in Grainau bewertet die Maßnahmen als notwendige Konsequenz einer durchdachten Verkehrspolitik. Das hohe Verkehrsaufkommen, verbunden mit Lärm, Staus und Abgasen, drängt die Kommune zu handeln. In einem Umfeld, in dem temporäre Straßensperrungen in Bayern aufgrund akuter Gefahren nur schwierig umsetzbar sind, sieht sich die Gemeinde stark gefordert.
Enrico Corongiu, der SPD-Bürgermeister von Mittenwald, äußert seine Ohnmacht über die ohnehin stark frequentierte Fernpass-Route, die an Spitzentagen bis zu 30.000 Fahrzeuge verzeichnet. Er beschreibt die chaotischen Zustände an Reisewochenenden und ist skeptisch, ob die geplanten Maßnahmen zur Maut tatsächlich zu einer Entlastung führen werden. Die bayerische Regierung verweist auf die Politik in Berlin, während der Bund auf die Straßenverkehrsordnung zurückgreift, was Änderungen in der Grenzregion als utopisch erscheinen lässt. BR.de berichtet diesbezüglich über die politischen Hürden.
Details zur Mautregelung
Ab dem Jahr 2029 wird eine Mautgebühr von 14 Euro pro Fahrt auf dem Fernpass fällig, um die anfallenden Kosten für den Bau eines neuen 1,4 Kilometer langen Scheiteltunnels zu decken. Dieser Tunnel soll ab 2027 zum Einsatz kommen und damit eine bestehende Passstraße ersetzen oder ergänzen. Mit Baukosten von rund 600 Millionen Euro wird das Projekt als Teil eines umfassenderen Maßnahmenpakets zur Verkehrsüberlastung betrachtet. Bereits in der vergangenen Wintersaison hatte Tirol bei etwa 250.000 Fahrzeugen auf Hauptstraßen Abweisungen verzeichnet.
Die genauen Abläufe zur Maut werden durch Mautstationen an einem der zentralen Punkte, dem Blindsee sowie in Nassereith, geregelt. Um der den Anwohnern angedachten Befreiung von der Mautpflicht rechtskonform entgegenzutreten, wurde diese Idee verworfen. Damit stehen alternative Routen für Pendler und Urlauber vor Herausforderungen, da der ADAC befürchtet, die Maut werde zu einer zusätzlichen finanziellen Belastung führen und die Verhältnisse auf dem Fernpass nicht nachhaltig entspannen. ADAC.de hat hierzu ausführliche Stellung genommen.
Politische und soziale Implikationen
Die Verkehrssituation am Fernpass wirft grundlegende Fragen auf, die im Kontext der EU-Verkehrspolitik betrachtet werden müssen. Bereits seit 30 Jahren ist die europäische Regelung auf die Entwicklung eines gemeinsamen Verkehrsmarktes gerichtet. Europa.eu stellt klar, dass die nachhaltige Mobilität angesichts zunehmender Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor an Beachtung gewinnen muss.
Ein nachhaltiges Konzept zum Verkehrsmanagement an der Grenze könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein. Die anstehenden Maßnahmen könnten nicht nur für einen Rückgang der Emissionen sorgen, sondern auch die Lebensqualität der Anwohner in den betroffenen Gebieten erheblich verbessern. Dennoch stehen die Bürgermeister aus der Region vor der Herausforderung, Gleichgewicht zwischen den Interessen von Pendlern, Touristen und der lokalen Bevölkerung zu finden.