Die Stadt Reutlingen hat kürzlich einen Rückschlag in ihren Bestrebungen hin zu einer Stadtkreisgründung erfahren. Der Landtag von Baden-Württemberg hat den Antrag auf Bildung eines Stadtkreises abgelehnt. Dies ist besonders enttäuschend für Oberbürgermeister Thomas Keck (SPD), der das Ergebnis als unbefriedigend bezeichnet hat. Die Stadt hatte im Jahr 2015 den Antrag gestellt, um sich von den als nachteilig empfundenen Bindungen an den Landkreis zu befreien und erhoffte sich dabei jährliche finanzielle Vorteile zwischen 5 und 10 Millionen Euro. Trotz dieser Hoffnungen lehnte das Parlament den Antrag bereits 2018 ab, was die Stimmung in der Stadt nicht gerade verbessert hat.
Reutlingen, mit 117.444 Einwohnern die einzige Großstadt in Baden-Württemberg ohne eigenen Stadtkreis, steht nun vor der Herausforderung, alternative Lösungen zu finden, um die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis zu optimieren. Anstatt der erhofften Stadtkreisbildung beauftragte der Landtag die örtlichen Verantwortlichen, gemeinsame Ansätze zur Verbesserung der Kooperation zu entwickeln. Daraus resultierende Vorschläge von Keck und Landrat Ulrich Fiedler, der parteilos ist, sind jedoch aufgrund fehlender Gesetzesänderungen in den Ministerien gescheitert.
Enttäuschung und neue Perspektiven
Die Ministerien für Inneres und Finanzen haben eine Übertragung von Zuständigkeiten, wie etwa der Wohnbauförderung und der Flüchtlingsaufnahme, vom Landkreis auf die Stadt abgelehnt. Keck und Fiedler haben am Ende des Gesprächsprozesses auch Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) über die Entwicklungen informiert. Während Keck seinen Unmut schnell äußert, zeigt Fiedler Verständnis für die Entscheidungen der Ministerien. Die beiden Akteure betonen zudem, dass sich die Gesprächsbasis zwischen Stadt und Landkreis verbessert hat.
Angesichts der aktuellen Situation ist unklar, ob Reutlingen erneut einen Antrag auf Stadtkreisgründung stellen wird. Oberbürgermeister Keck möchte dies jedoch nicht ausschließen, insbesondere wenn sich eine Mehrheit im Landtag abzeichnet. In der Vergangenheit wies der Reutlinger Gemeinderat mit großer Mehrheit darauf hin, dass die Zugehörigkeit zum Landkreis als nachteilig empfunden wird. Dies wurde von Landrat Thomas Reumann in einer Zeitungsanzeige kritisiert, die der Stadt wenig Respekt für die demokratischen Entscheidungen entgegenbrachte.
Die Suche nach Effizienz
Die Stadt Reutlingen hat in der Vergangenheit bereits Kooperationen mit dem Landkreis vereinbart und sieht sich weiterhin bereit, konstruktiv zusammenzuarbeiten. Der Gemeinderat beklagt jedoch ineffektive Doppelstrukturen, die als teuer und bürokratisch angesehen werden. Aktuelle Überlegungen zur besten Verwaltungsstruktur für die Stadt und den Landkreis sind von großer Bedeutung für die Bürger und Unternehmer. Die Stadt setzt dabei auf eine unbürokratische, schnelle und zuverlässige Dienstleistung.
Zusätzlich stellt die Stadt Reutlingen in den Raum, dass Nachbarschaftsbeziehungen nicht an die Kreiszugehörigkeit gebunden sein sollten. Der Vergleich mit anderen Stadtkreisen wie Ulm, Heilbronn und Pforzheim, die ähnliche Größen haben, unterstreicht die Bestrebungen der Stadt Reutlingen, die eigenen Chancen zu evaluieren und mögliche neue Wege zu gehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Gespräche im Hinblick auf eine mögliche Stadtkreisgründung entwickeln werden.