Die Bundesstraße B 305 im Dreiseengebiet wird ab dem 26. März 2025 nachts für den Verkehr gesperrt. Diese Maßnahme dient dem Schutz einer Vielzahl von Amphibien, die während ihrer Wanderung zu den Laichgewässern besonders gefährdet sind. Jedes Jahr ziehen rund 30.000 Frösche, Kröten und Molche durch das Gebiet. Die nächtliche Sperrung tritt in der Winterzeit ab 19 Uhr in Kraft und wird mit Beginn der Sommerzeit um eine Stunde auf 20 Uhr verschoben. Sie endet jeweils am Morgen um 6 Uhr, wie rosenheim24.de berichtet.
Die Umleitungsstrecke führt über die Kreisstraße TS 5 von Siegsdorf nach Staudach/Grassau und über die Bundesautobahn A 8. Verkehrsteilnehmer werden aufgefordert, an Schlechtwettertagen alternative Routen zu nutzen, da wetterbedingte Verkehrsbehinderungen auch in den benachbarten Gemeinden Reit im Winkl und Ruhpolding zu erwarten sind. Die Sperrung wird durch Schrankenanlagen bei Seegatterl und Seehaus gesichert, wobei die Möglichkeit besteht, dass die Maßnahmen kurzfristig aufgrund der Witterungsbedingungen angepasst werden.
Forderungen nach weiterem Schutz
Die Amphibien-Expertin Ilse Englmaier hebt hervor, dass allein auf einem zwei Kilometer langen Abschnitt am Weitsee über 10.000 Amphibien gezählt werden. Insgesamt sind in einem zehn Kilometer langen Bereich 40.000 bis 50.000 Amphibien zu erwarten. Sie kritisiert die nächtliche Sperrung als unzureichend und fordert mehr Schutz für die Wandernden. Vor elf Jahren wurde der Bau eines vier Kilometer langen Abschnitts mit Amphibiendurchlässen geplant, allerdings verworfen. Das Projekt hätte damals etwa sieben Millionen Euro gekostet.
Die aktuelle Sperrung ist Teil eines Amphibienschutzprogramms des Bayerischen Innenministeriums. Eine Machbarkeitsstudie habe gezeigt, dass der Schutz durch entsprechende Durchlässe positiv bewertet werden könne. Ein untertunnelter Abschnitt könnte den Großteil der Tiere vor dem Überfahren schützen. Dies stößt jedoch auf Skepsis in den betroffenen Gemeinden, insbesondere bei den Bürgermeistern von Ruhpolding und Reit im Winkl. Bürgermeister Matthias Schlechter befürwortet zwar die temporäre Straßensperrung, schlägt aber eine längere Dauer vor.
Die Situation der Amphibien in Bayern
Die Erfahrungen der vergangenen Jahre sind alarmierend: Die Straße wurde 2019 an 23 Tagen und 2020 an 26 Tagen zur Sicherheit der Amphibien gesperrt, da die Tiere bis in den Sommer wandern. Studien belegen, dass selbst geringe Verluste durch Überfahren für die gesamte Amphibienpopulation gefährlich sein können. Umweltorganisationen warnen generell vor dem Rückgang von Lebensräumen für diese Arten in Deutschland. Nur fünf von 19 heimischen Amphibienarten in Bayern gelten heute als ungefährdet.
Erfolgreiche Beispiele für Amphibienschutz existieren bereits: In Oberbayern haben sich Amphibienschutztunnel in wichtigen Laichgebieten, wie etwa am Kochelsee, bewährt. Amphibienschützer setzen sich weiterhin aktiv für den Schutz im Drei-Seen-Gebiet ein und fordern Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen der wandernden Tiere.
In einem weiteren Schritt zur Verbesserung des Amphibienschutzes könnte die Erstellung eines Amphibienfortpflanzungsgewässers helfen. Dies erfordert jedoch eine enge Abstimmung zwischen Teichbewirtschaftern und den betreffenden Amphibienarten. Innovative Gestaltungsmöglichkeiten für Teiche wie Ruhezonen am Gewässer oder der Verzicht auf Grabenräumung in der Laichzeit könnten ebenfalls zur Förderung der Artenvielfalt beitragen.