Professor Roland Koenigsdorff vom Institut für Gebäude- und Energiesysteme (IGE) der Hochschule Biberach erklärt, dass Eisspeicherheizungen, die in Deutschland seit etwa 20 Jahren erhältlich sind, ein innovatives Heizkonzept darstellen. Dieses System, das insbesondere für Einfamilienhäuser geeignet ist, nutzt die Energie, die beim Gefrieren von Wasser entsteht. Eisspeicherheizungen bestehen aus drei Hauptkomponenten: einem Eisspeicher, einer Sole-Wasser-Wärmepumpe und einem Solar-Luft-Absorber, die zusammen eine effiziente Heizlösung bieten.
Der Eisspeicher selbst ist eine im Erdreich vergrabene Zisterne, die mit Wasser gefüllt ist und zwei Wärmeübertrager enthält. Der Entzugs-Wärmeübertrager entzieht dem Wasser Wärme, welche durch die Wärmepumpe auf Heiztemperatur erhöht wird. Besonders bemerkenswert ist die hohe Energiemenge, die beim Gefrieren des Wassers in der Zisterne freigesetzt wird. So kann ein Eisspeicher mit einem Volumen von 10 m³ die gleiche Energiemenge wie die Verbrennung von 110 Litern Heizöl liefern.
Funktionsweise und Effizienz
Die Funktionsweise der Eisspeicherheizung beruht auf einem wesentlichen physikalischen Phänomen: dem Phasenwechsel von Wasser zu Eis bei 0 °C. Während dieses Vorgangs wird Kristallisationswärme freigesetzt, die weit mehr Energie beinhaltet, als zur Erhitzung von Wasser benötigt wird. Laut bosch-homecomfort.com wird in diesem Phasenwechsel das 80-fache an Energie freigesetzt, was zu einer hohen Effizienz im Heizbetrieb führt.
Im Sommer bietet der Eisspeicher zudem die Möglichkeit, zur Kühlung von Gebäuden beizutragen, indem die Raumtemperatur um etwa drei Grad gesenkt werden kann. Dies macht das System nicht nur effektiv in den kalten Monaten, sondern auch vielseitig einsetzbar über das gesamte Jahr hinweg.
Vorteile und Herausforderungen
Diese Heizungsart weist zahlreiche Vorteile auf. Sie ist geräuschlos und benötigt keine genehmigungspflichtige Tiefenbohrung. Außerdem ist das System kompakter als viele herkömmliche Alternativen. Allerdings sind die Investitionskosten im Vergleich zu Luftwärmepumpen höher. Koenigsdorff empfiehlt daher Erdwärmesonden als effizienteste Lösung, gefolgt von Eisspeichern und Wärmekörben.
Ein Beispiel für die erfolgreiche Anwendung von Eisspeicherheizung findet sich in Hamburg, wo eine Anlage fast 500 Wohnungen versorgt und dabei jährlich rund 1200 Tonnen CO2 einspart. Dies zeigt das Potenzial dieser Technologie für die Wärmeversorgung ganzer Quartiere.
Fördermöglichkeiten für nachhaltige Heizsysteme
Die Modernisierung von Heizungsanlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien ist nicht nur ökologisch wertvoll, sondern wird auch staatlich gefördert. Die BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) unterstützt den Wechsel zu nachhaltigen Energiesystemen, darunter auch Eisspeicher. Förderprogramme sollen finanzielle Hürden für Hauseigentümer senken und das Ziel des Klimaschutzes unterstützen. Diese Programme bieten unter anderem niedrige Zinssätze und nicht rückzahlbare Zuschüsse, um den Einbau moderner Heizsysteme zu fördern.
Um in den Genuss dieser Fördermittel zu kommen, müssen Hausbesitzer bei der Antragstellung einen qualifizierten Energieberater hinzuziehen und einen detaillierten Antrag bei der Förderstelle einreichen, der auch die Kostenkalkulation umfasst. Es ist wichtig zu beachten, dass Förderungen nur für Projekte gelten, die noch nicht begonnen wurden.
Die Eisspeicherheizung stellt somit eine vielversprechende Option dar, sowohl in Hinblick auf Energieeffizienz als auch auf klimatische Vorteile. Mit der Kombination aus innovativer Technik und staatlichen Förderungen könnte diese Technologie einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende leisten, wie auch heizungsbau.net feststellt. Derartige Fortschritte in der Heiztechnik könnten nicht nur Energiekosten senken, sondern auch den Wert von Immobilien steigern.
Ein Vortrag über die Eisspeicherheizung ist für den 5. Mai am ITZ Plus in Biberach geplant. Hier wird die Technologie weiter vertieft, und Interessierte können mehr über ihre Vorteile erfahren.