Die Biogasanlage am Schönblick in Grafing steht vor einer bedeutenden Veränderung: Die Betreiber, die Bioenergie Grafing AG, haben einen Antrag auf Erhöhung der Produktionskapazität von 2,3 Millionen auf 3,4 Millionen Normkubikmeter Biogas pro Jahr eingereicht. Dieses Vorhaben ist insbesondere im Kontext der jüngsten energiewirtschaftlichen Herausforderungen hervorzuheben, die durch die Energiekrise verstärkt wurden. Der Gesetzgeber hat für Biogasanlagen Sonderregelungen erlassen, die diese Art von Projekten im Außenbereich der Landwirtschaft privilegiert behandeln.
Dennoch gab es von Anfang an Widerstand aus der Nachbarschaft. Anwohner beschwerten sich über Geruchsbelästigungen, und die Volksstimme kam im Rahmen von Bürgerprotesten zu Gehör. Diese Proteste führten sogar zur Intervention des damaligen bayerischen Umweltministers Marcel Huber. Um den Antrag fristgerecht zu stellen, reichte die Bioenergie Grafing AG ihr Gesuch rechtzeitig bis zum 31. Dezember 2024 beim Landratsamt Ebersberg ein.
Reaktionen auf den Antrag
Die Reaktionen auf den Antrag waren gemischt. Der Bauamtsleiter Josef Niedermaier äußerte Bedenken, dass die Gesetzesänderungen möglicherweise ungewollte Folgen haben könnten. Trotz dieser Bedenken erteilte der Bauausschuss sein Einverständnis zur dauerhaften Erhöhung der Produktionskapazität. Interessanterweise wurden keine neuen negativen Auswirkungen auf die Nachbarschaft festgestellt, wie etwa verstärkte Geruchsbelästigung, Probleme im Wasserschutzgebiet oder zusätzlichen Verkehr. Die Biogasanlage darf jedoch baulich nicht verändert werden, was den Nachbarn etwas Sicherheit bieten könnte.
Das Projekt wird aufgrund verschiedener Optimierungen als „Musteranlage“ bezeichnet. Auch im Hinblick auf die zukünftigen Planungen in der Region am Schönblick wird empfohlen, künftige Grundstückskäufer über die bestehende Biogasanlage zu informieren, um potenzielle Missverständnisse zu vermeiden.
Herausforderungen in der Biogasbranche
Diese lokale Entwicklung erfolgt vor dem Hintergrund eines gespannten Marktes für Biogas. Die Branche sieht sich massiven Herausforderungen gegenüber, die durch mehrere Insolvenzen in den letzten Jahren verschärft wurden. Insbesondere die Insolvenz des größten deutschen Biomethanhändlers, der bmp greengas GmbH, im Herbst 2023, hat für Unsicherheit gesorgt. Dies hat direkte Auswirkungen auf viele Biogas-Betreiber und landwirtschaftliche Zulieferer. Bei Berichten über Millionenverluste, die Stadtwerke nach einem Schutzschirmverfahren erlitten, wird deutlich, wie ernst die Lage tatsächlich ist.
Eine zweite Insolvenz, die des Biomethanhändlers Landwärme im Herbst 2024, hat die Situation weiter verschärft. Diese Unternehmen hatten bislang zentrale Rollen in der Wertschöpfungskette der Biogaswirtschaft gespielt. Laut dem Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) beläuft sich der Gesamtschaden auf eine dreistellige Millionensumme. Besonders besorgniserregend ist die hohe Abhängigkeit der Branche von wenigen Akteuren, was Experten in einem Oligopol sieht.
Ausblick auf die Zukunft der Biogasproduktion
Einige der genannten Probleme, wie die Preisschwankungen bei Treibhausgasquoten, haben dazu geführt, dass das Vertrauen in den Markt der Biogasproduktion erschüttert wurde. Horst Seide, Präsident des Fachverbands Biogas, warnt, dass die Branche in Gefahr ist und dass eine breitere Marktaufstellung sowie mehr Transparenz notwendig sind, um künftige Krisen zu vermeiden. Während VNG signalisiert, dass man optimistisch in die Zukunft blickt, bleibt die Unsicherheit für viele Betreiber und Zulieferer bestehen.
Die Entwicklungen am Schönblick können also als ein Beispiel für die komplexe und teilweise widersprüchliche Realität der Biogasbranche betrachtet werden, die sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Weitere Informationen zu diesem Thema können im detailreichen Bericht des Umweltbundesamtes nachgelesen werden hier.