Albert Knoll, ein bedeutender Archivar und Historiker der KZ-Gedenkstätte Dachau, tritt in den Ruhestand. Seit seiner Einstellung im Jahr 1997 hat er maßgeblich zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen und zur Erhaltung des Gedenkens an die Opfer beigetragen. In seiner Zeit an der Gedenkstätte entwickelte sich das Archiv zu einer zentralen Anlaufstelle für Überlebende, insbesondere aus der ehemaligen Sowjetunion. Knolls Engagement ist untrennbar mit der Neugestaltung der Gedenkstätte verbunden, die anlässlich des 50. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau durchgeführt wurde.
In den letzten 30 Jahren hat Knoll zahlreiche Interviews mit Zeitzeugen geführt und dabei vehement für den Antifaschismus und den Kampf gegen Rechts geworben. Sein Wirken wurde in einem neuen Kurzfilm dokumentiert, der unter dem Titel „Gespräch mit Albert Knoll“ von Regisseur Philipp Gufler produziert wurde. Die 25-minütige Filmproduktion legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Oral History und will das Wissen und die Erfahrungen der Zeitzeugen für die Nachwelt bewahren. Gufler interviewte Knoll, um einen persönlichen Einblick in dessen Archiv- und Forschungsarbeit zu erhalten, die seit seiner Gründung im Forum Queeres Archiv München von entscheidender Bedeutung war. Der Film zeigt Knolls Leidenschaft für die Erinnerung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der NS-Diktatur und bietet wertvolle Einblicke in seine täglichen Aufgaben.
Ein Rückblick auf Knolls Vermächtnis
Dr. Gabriele Hammermann, die Leiterin der Gedenkstätte, würdigte Knolls Engagement: „Sein Wissen war stets eine essentielle Unterstützung für die Gedenkstätte und die Überlebenden.“ Neben seinen Aufgaben in der Gedenkstätte war Knoll auch für die Verbesserung einer Datenbank zu ehemaligen Häftlingen verantwortlich. Diese Initiative trug dazu bei, die Verbindungen zu Überlebenden zu stärken und die Erinnerung wachzuhalten.
Besonders hervorzuheben ist Knolls Forschung und Publikation zu homosexuellen Häftlingen des KZ Dachau, die er seit fast 30 Jahren betreibt. Die in diesem Rahmen durchgeführten Projekte und Ausstellungen, darunter das Gedenkbuch für die Toten des Konzentrationslagers Dachau, verdeutlichen sein Engagement für die Erinnerungsarbeit. Der Prozess, bei dem Schüler*innen bewegend aus dem Totenbuch lasen, stellte eine tief berührende Verbindung zur historischen Realität her.
Ein Mann der Taten und der Erinnerungen
Knolls Archivarbeit war nicht nur historisch wertvoll, sondern fand auch Anerkennung durch verschiedene Auszeichnungen, wie den „Archivist of the Year Award“ im Jahr 2015 und den André-Delpech-Preis im Jahr 2016. 2017 wurde er mit der Medaille „München leuchtet“ geehrt. Diese Ehrungen zeugen von seinem unermüdlichen Einsatz in der historischen Aufarbeitung und der politischen Bildung im Bereich der Erinnerungsarbeit.
Mit seinem Ruhestand eröffnen sich für Knoll neue Möglichkeiten. Er äußerte bereits Wünsche für zukünftige Projekte und betonte den Wunsch nach Gesundheit und Freude in dieser neuen Lebensphase. Sein Wirken bleibt jedoch ein bleibendes Vermächtnis in der Gedenkstätte Dachau und darüber hinaus. Sein Engagement wird in der fortwährenden Arbeit der Gedenkstätte sowie im filmischen Porträt, das die Zuschauer dazu einlädt, die Erinnerungen an die dunkelsten Kapitel der Geschichte lebendig zu halten, weiterleben.
Der Kurzfilm „Gespräch mit Albert Knoll“ bietet nicht nur Einblicke in das Leben eines engagierten Archivars, sondern reflektiert auch die bedeutende Rolle, die das Archiv für die Erinnerungskultur der Gesellschaft spielt. Gerade in Zeiten, in denen das Übermitteln von zwischenmenschlichem Wissen an künftige Generationen immer wichtiger wird, ist Knolls Lebenswerk von unschätzbarem Wert. Weitere Informationen zu dieser Thematik und den Arbeiten der KZ-Gedenkstätte Dachau finden Sie unter queer.de sowie im Detail unter kz-gedenkstaette-dachau.de und academia.edu.