Am 12. Januar 2025 fand im hauseigenen Saal des Hagnauer Winzervereins eine feierliche Veranstaltung statt, die den erfolgreichen Abschluss des Weinjahres 2024 würdigte. Der Abend, zu dem Winzer, Geschäftspartner, Politiker, Ehrenamtliche sowie Vertreter der Hagnauer Vereine und des Gemeinderates geladen waren, wurde vom Vorstandsvorsitzenden Fabian Dimmeler eröffnet. In seiner Rückschau auf das Weinjahr informierte er über die Wetterbedingungen und Herausforderungen, die den Weinbau prägen.
Der Winter 2024 erlebte überwiegend milde Temperaturen und hohe Niederschläge, gefolgt von einem warmen April, in dem die Temperaturen auf bis zu 26 Grad anstiegen. In der dritten Aprilwoche führte ein Frost zu erheblichen Schäden in Deutschland, die etwa 10% der gesamten Rebfläche betrafen. Hagnau kam jedoch relativ glimpflich davon; lediglich leichtere Verbrennungen an den Reben, vor allem bei der Sorte Weißburgunder, wurden verzeichnet.
Highlights der Weinlese 2024
Die Monate Mai und Juni zeichneten sich durch gemäßigte Temperaturen aus, die ein gleichmäßiges Wachstum der Reben ermöglichten. Allerdings stellte das wechselhafte und feuchte Wetter in dieser Zeit besondere Herausforderungen bei der Befruchtung der Trauben dar. Ein Hagelschauer am 11. Juli hinterließ insbesondere im westlichen Bereich stärkere Schäden. Trotz dieser Widrigkeiten konnten die Winzer mit Zuversicht auf die Ernte im Herbst blicken.
Die 2024er Lese umfasste erlesene Weine, darunter eine Kerner Beerenauslese, eine Goldmuskateller Spätlese sowie eine Trockenbeerenauslese der Sorte Souvignier Gris. Am Ende wurden insgesamt 11.786 Hektoliter Wein geerntet, der nun im Keller reifen darf. Die Winzerfamilien des Hagnauer Winzervereins, die sich aus 52 Mitgliedern zusammensetzen und eine Rebfläche von 177 Hektar bewirtschaften, freuten sich über die Qualität der Trauben, die gesund und reif waren.
Der Winzertrunk und Ehrungen
Der traditionelle Winzertrunk findet jährlich im Januar statt und erreicht seinen Höhepunkt mit dem Umtrunk aus einem silbernen Becher, der von Heinrich Hansjakob gestiftet wurde. Während der Feier wurden auch Ehrungen ausgesprochen. Hermann Dimmeler und Thomas Pfisterer wurden durch Verbandsprüfer Olaf Stockmann für ihre Verdienste gewürdigt. Zu den Rednern gehörten unter anderem Bürgermeister Volker Frede, Pfarrer Matthias Schneider sowie die Bodenseeweinprinzessin Lena Frank, die die Winzer als „wahre Helden“ lobte, weil sie im Einklang mit der Natur arbeiteten.
Die Ernte und die Feierlichkeiten zeigen die Bedeutung des Hagnauer Winzervereins, der 1881 gegründet wurde und mittlerweile der größte genossenschaftliche Weinbaubetrieb am Bodensee ist. Mit einer Jahresproduktion von 1,3 Millionen Flaschen ist der Verein ein bedeutender Akteur in der Region. Die hauptsächlich bewirtschafteten Rebsorten sind Müller-Thurgau und Blauer Spätburgunder, die zusammen etwa 80% der Gesamtproduktion ausmachen.
Nachhaltigkeit und Klimawandel
Der Klimawandel stellt auch für die Weinproduktion am Bodensee eine Herausforderung dar. Die Bodensee-Stiftung beschäftigt sich im Rahmen des Projekts „Green Vineyards“ mit der Entwicklung von Ausbildungsprogrammen, die Winzer und Beschäftigte auf diese Herausforderungen vorbereiten sollen. Im Rahmen dieses Projekts wurden 15 entscheidende Kompetenzen identifiziert, die für den Weinsektor notwendig sind. Dazu zählen etwa Umweltmanagement sowie Gesamtwissen über den Klimawandel.
Die EU, in der 45% der Weinbauflächen und 65% der gesamten Produktion angesiedelt sind, spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Förderung solcher Projekte ist essenziell, um die Zukunft des Weinbaus nachhaltig zu sichern und an die Bedingungen des Klimawandels anzupassen. Die Winzer in Hagnau sind, wie auch viele in der Region Bodensee, bestrebt, umweltschonende Methoden anzuwenden und ihre Techniken ständig weiterzuentwickeln.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Hagnauer Winzerverein nicht nur auf eine erfolgreiche Ernte zurückblicken kann, sondern auch auf eine Zukunft, die zunehmend durch Anpassungen an den Klimawandel geprägt sein wird. Durch die Kombination aus Tradition, Qualität und einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit scheint der Weinbau in Hagnau für die kommenden Jahre gut gerüstet zu sein.